Der 3-Tage-Ironman

Dieses Wochenende stand eigentlich die MSR300, ein 300 Kilometer Rundkurs durch die Mecklenburgische Seenplatte, in unserem Kalender. Wie so viele andere Events, wurde diese aber leider in den Herbst verschoben.
Was also mit der schönen freien Zeit anfangen?
Ursprünglich wollten wir unsere eigene 300 Kilometer Runde absolvieren. Die Strecke war schon geplant, aber bei den derzeitigen Temperaturen hatten wir dann doch keine Lust von Sonnenauf- bis -untergang im Sattel zu sitzen.
Zum Glück gibt es ja noch genug andere Ideen, die mir so im Kopf rumschwirren.

Vor einiger Zeit hatte ich im Triathlon Magazin über den „3-Tage-Ironman“ gelesen. Also eine Langdistanz auf drei Tage verteilt. Den Artikel konnte ich leider nicht mehr finden, aber die Aufteilung war in etwa:

Tag 1: 3,8km Schwimmen & 60km Rad
Tag 2: 120km Rad & 15km Laufen
Tag 3: 27km Laufen

Das sollte doch gut machbar sein. Den größten Respekt hatte ich vor den 27km Laufen. Wobei… 3,8 Kilometer Schwimmen nach der 6 monatigen Schwimmpause könnten auch interessant werden. Sven war zwar vor allem skeptisch, was das Schwimmen betraf, ließ sich dann aber doch recht leicht zu der Aktion überreden.

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So ging es am Freitag gegen Mittag an den See. Da die Wassertemperatur immernoch um die 15 Grad lag (Lufttemperatur ca. 18 Grad), war der Neo natürlich Pflicht. Dazu nutzten wir noch unsere „Winter“-Schwimm­ausrüstung, nämlich Neoweste, Handschuhe und Socken. Die Boje ist im See natürlich auch immer dabei. Klar ist man damit etwas langsamer, aber die Sicherheit geht vor!
Kurz nach dem Losschwimmen hatte Sven etwas Probleme mit der Kälte. Nachdem der erste Schock dann aber überwunden war, konnten wir die Aufgabe doch beide bewältigen. 3,8 (bzw. -da ich mich etwas in der Distanz zum Ufer verschätzt hatte- bei mir 4) Kilometer später wankten wir wieder aus dem Wasser. An den Wechsel von der Horizontalen in die Senkrechte müssen wir uns wohl erst wieder gewöhnen.
Die Strecke an sich zu bewältigen war übrigens trotz der langen Pause kein Problem. Nur das Tempo ist natürlich verbesserungsfähig.

Bei unserem 3-Tage-Ironman machten wir keine schnellen Wechsel. Zwischendurch wurde ordentlich Pause gemacht, gegessen, das Auto aus der Werkstatt geholt, etc.
Im Nachhinein sind wir nicht ganz sicher, ob es das einfacher oder vielleicht sogar schwieriger gemacht hat. Sich nach einer Pause wieder in Bewegung zu kriegen, war manchmal recht mühsam.

Für den ersten Tag stand noch eine 60 Kilometer Radfahrt auf dem Programm. Wir entschieden uns für die Rennräder statt der Zeitfahrräder. Es ging uns ja nicht um die Geschwindigkeit. Wir wählten eine unserer Standard-Radtouren und kamen am Ende auf 70 Kilometer. Auch nicht schlimm, dann sind’s am nächsten Tag 10 Kilometer weniger. Während und auch später nach der Radfahrt war ich unglaublich müde. Das kalte Wasser hat doch sehr viel Energie gezogen und ich fröstelte auch noch während der Radfahrt. Erst mit einem warmen Bad am Abend, konnte ich mich wieder aufwärmen. Mal sehen, wie sich das auf die nächsten Tage auswirken würde…

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Den zweiten Tag starteten wir mit einer 110 Kilometer Radausfahrt. Die Route hatten wir diesmal vorbereitet, damit es genau passt. Der Renncharakter war uns dabei nicht so wichtig. So planten wir eine Tour auf Pfälzer Seite nach Speyer, wo wir uns auf einen Stop bei der Eisdiele -quasi unsere einzige Verpflegungsstelle- freuten. Danach ging es über die Dörfer auf Baden-Württembergischer Seite wieder zurück nach Hause.
Wie auch schon am Vortag wehte ein recht starker Nordwind, der aber zumindest konstant blieb, so dass wir zwar auf dem Hinweg dagegen ankämpfen mussten, auf dem Rückweg aber dafür mit Rückenwind belohnt wurden. Da meine Radform (die von Sven sowieso) im Moment recht gut ist, war der Teil unseres „Projekts“ kein Problem.

Am Abend – ca. 1,5 Stunden nach unserer Radfahrt – starteten wir dann unseren ersten Laufpart. 15 Kilometer sollten mindestens noch absolviert werden. Man merkte schon eine gewisse Müdigkeit, aber es lief dann eigentlich ganz gut. Eigentlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, etwas weiter zu laufen, damit die Distanz für den nächsten Tag etwas reduziert wird. Als ich aber nach gut 15 Kilometern quasi direkt vor unserer Haustür stand, war es dann doch genug. Hunger meldete sich und ich hatte keine Lust mehr. Dann bleibt es eben bei den 27 Kilometern für den letzten Tag!

Tag 3. Nur noch Laufen!
Naja, wie anfangs schon erwähnt, waren die 27 Kilometer der Teil, vor dem ich den meisten Respekt hatte. Da ich in diesem Jahr noch nicht so viele lange Läufe gemacht hatte und auch noch keinen Lauf über 23 Kilometer, entschied ich mich dazu, die Distanz auf zwei Läufe an dem Tag aufzuteilen. Ich hatte die Befürchtung, dass sonst Bänder und Gelenke nach einem so langen Lauf ohne spezielle Vorbereitung längerfristig Probleme machen könnten.
Für Sven war klar, dass er die Distanz am Stück erledigen würde. Er hatte in diesem Jahr schon genug Läufe auch über 30 Kilometer erledigt, so dass er dafür auf jeden Fall trainiert genug war.

Kurz vor Mittag ging es los. Wetter und Temperaturen waren geradezu perfekt. So fiel mir mein erster Lauf auch nicht besonders schwer und die ersten 17 Kilometer an dem Tag wurden problemlos abgespult. Sven war natürlich sehr viel schneller unterwegs als ich und beendete so seine 27 Kilometer nur etwa 30 Minuten nachdem ich zu Hause angekommen war.
Ironman in drei Tagen beendet – zumindest für einen von uns.
Dann gab es erstmal Verpflegung und ich bereitete mich -hauptsächlich auf der Couch liegend- auf den zweiten Lauf vor. Nur noch 10 Kilometer. Klingt machbar.

Als es dann losging, kam es mir zunächst gar nicht mehr so machbar vor. Die Oberschenkelmuskulatur war bretthart. Vielleicht war die lange Pause im Liegen doch nicht ganz optimal. Nach ungefähr zwei Kilometern wurde es aber einfacher. So als ob sich die Beine langsam erinnerten, wie das mit diesem Laufen funktioniert.
Die restlichen Kilometer wurden dann einfach abgespult. Heftig schnaufend in einer mittleren Pace, die aber immerhin eher etwas schneller als langsamer wurde. Eigentlich waren diese Kilometer das Interessanteste an unserem Projekt. Vom Gefühl her waren sie durchaus vergleichbar mit dem Gefühl bei einem Wettkampf über die langen Distanzen.
Vielleicht aber eher mit dem am Ende eines Marathons, wo bei mir eigentlich immer die Beine brennen, als mit dem beim Ironman Hamburg, wo ich mehr mit der Übelkeit und insgesamt mit der Ermüdung im Körper zu kämpfen hatte.
Schade nur, dass der Zieleinlauf, die große Belohnung am Ende, diesmal fehlen würde.
Irgendwann war es dann geschafft.
Projekt ‚Ironman in 3 Tagen‘ abgeschlossen!

Über den 3-Tage-Ironman in der Form hatte ich -wie weiter oben schon geschrieben- vor einiger Zeit im Triathlon Magazin gelesen. Gedacht entweder als Generalprobe für eine echte Langdistanz oder einfach als intensives Trainingswochenende.
Genau so würden wir ihn auch weiterempfehlen. Für uns, die wir beide schon eine Langdistanz (bzw. bei Sven zwei Langdistanzen) absolviert haben, im Moment aber nicht nach Plan trainieren, da pandemiebedingt bei uns kein Wettkampf ansteht, diente das Wochenende auch als kleiner „Auffrischungskurs“.

So weiß ich jetzt wieder, dass ich das Anti-Chafing-Gel im Nacken bei längeren Neo-Schwimmeinheiten nicht vergessen sollte und die Verpflegung hätte an der ein oder anderen Stelle auch konsequenter durchgezogen werden können, wenn man so gehäuft längere Belastungen absolvieren möchte. Außerdem musste ich lernen, dass mir zwar kaltes Wasser weniger ausmacht, als den meisten, dass ich den Energieverlust durch die Kälte aber sehr wohl trotzdem merke! Und nicht zuletzt wurde ich daran erinnert, wie weh einem die Beine tun können und man dabei trotzdem noch weitermachen kann. Das gibt jetzt erstmal nen schönen Muskelkater, hilft aber sicher bei den nächsten Trainingseinheiten!

Wer meint, dass ein Ironman auf drei Tage verteilt viel zu einfach ist, kann gerne die Intensitäten der einzelnen Abschnitte erhöhen, die Wechsel von der einen Disziplin auf die nächste ohne Pause absolvieren oder das Ganze sogar auf zwei Tage verkürzen. (Wobei man den Marathon immer splitten sollte, damit die Trainingswoche danach nicht komplett zur Erholung genutzt werden muss.)

Wie ihr es auch macht, viel Spaß dabei!
Den hatten wir auf jeden Fall!

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