New York City Marathon 2016

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Nachdem wir uns für unsere World Marathon Majors Tour entschieden hatten sollte der New York City Marathon den Auftakt bilden.
Wir beschlossen diese Läufe gemeinsam anzugehen, um das Erlebnis teilen zu können. Dennoch absolvierte jeder sein eigenes Training. Zum einen sollte ich als Wasserträger und Pacemaker für Steffi fungieren, was natürlich gut trainiert leichter fällt, zum anderen könnte ich für den unglücklichen Fall, dass Steffi aus irgendeinem Grund doch nicht starten sollte, mein eigenes Rennen laufen.
Mein Training verlief auch ohne Zwischenfälle, so dass ich gut vorbereitet nach New York reiste.
Bei Steffi lief das leider nicht ganz so rund. Mitten in der Vorbereitung stellten sich Knieprobleme ein. Die Diagnose belief sich auf Läuferknie (ITBS – Iliotibialband-Syndrom). Somit musste sie zunächst etwas kürzer treten. Spritzen halfen zwar kurzfristig, brachten aber letztendlich keine Besserung. Schließlich stellte sie das Laufen zeitweise ganz ein. In den letzten vier Wochen vor dem Marathon machte sie lediglich 2 kurze Läufe. Stattdessen versuchte, sie mit intensiven Dehn- und Kräftigungsübungen das Problem in den Griff zu bekommen. Sogar Akupunktur und Hausmittelchen wurden versucht. Dies alles zusammen klappte auch gut, so dass sie weitestgehend beschwerdefrei nach New York anreisen konnte.

Am Donnerstag trafen wir in New York ein und bezogen das „The Lexington“ Hotel, nur ca 2km vom Zielbereich entfernt. Am nächsten Morgen stand ein lockerer Lauf mit unserer Reisegruppe zum Zielbereich im Centralpark an. Gefühlt kam hier bereits das komplette Läuferfeld vorbei und es herrschte eine entspannte, mit Vorfreude gespickte Atmosphäre. Natürlich wurden einige Bilder geschossen und jeder visualisierte schon mal den Zieleinlauf. Anschließend ging es sofort auf die riesige Marathon-Messe, um die Startnummern abzuholen. Auf der Messe konnte Steffi weitere Hilfe für Knie in Form von Bandagen und „The Stick“ bekommen, wodurch das Iliotibialband weiter entlastet wurde. Außerdem war auf der Messe natürlich das Shoppen von Merchindising-Artikeln angesagt. Und die gab es im Überfluss! Wir haben ja schon einige große Sportmessen besucht, aber was uns in New York erwartete war die reinste Reizüberflutung. Hier wird wirklich jeder fündig. Nachdem man sich einen Überblick verschafft und alles beisammen hatte, musste man aber noch rund 90min an der Kasse anstehen. Es war also gut, bereits am Freitag auf der Messe zu sein und nicht einen Tag vor dem Lauf.

 

Am Samstag wurde ein Freundschaftslauf ohne Zeit­messung von der UN zum Ziel im Centralpark angeboten. Diesen sparten wir uns aber, um auch wirklich frische Beine für das Hauptevent zu haben und auch um Steffis Knie zu schonen. Wir entschieden uns für einen kleinen Ausflug zum One World Trade Center, denn nur im Hotel rumliegen ist sicherlich auch nicht gut. Die Fahrt auf das One World Trade Center bekamen wir als Teilnehmer des New York City Marathons sogar zum halben Preis. Der Ausblick auf New York ist toll, doch bekommt man unter Umständen weiche Knie wenn man die Distanz sieht, die es am nächsten Tag zu bewältigen gilt. Weit entfernt sieht man die gigantische Verrazano-Narrows Bridge, an der der Marathon gestartet wird und wenn man sich umdreht liegt dort der Central Park, an dem man ja zunächst sogar noch vorbeilaufen muss. Am Nachmittag besorgten wir uns noch etwas Verpflegung für den nächsten Morgen und gingen dann früh ins Bett.

Der Raceday startet nämlich sehr früh! Zunächst wurde sorgfältig Steffis Knie getaped, damit ihr Läuferknie nicht das Erlebnis New York Marathon zerstörte. Kurz nach 4:30 Uhr saßen wir im Bus. Und das ist sogar noch Luxus. Schließlich hatten wir mit unserem Reiseveranstalter einen eigenen Transfer zum Startbereich. Für alle Teilnehmer, die den Transport vom Veranstalter wahrnehmen beginnt der Tag deutlich früher. Die Warteschlange zieht sich nämlich um mehrere Blöcke und die Busse reihen sich dicht an dicht. Gegen 5:30 Uhr erreichten wir das Startgebiet. Die Startzeit unseres Blocks war für 11 Uhr angesetzt. Es hieß also warten. Zum Glück war das Wetter gut und wir waren angemessen vorbereitet. Mit Isositzkissen aus dem Baumarkt und alter Skikleidung ausgestattet machten wir es uns bequem, nachdem wir uns einen Überblick über die verschiedenen, farblich gekennzeichneten Vorstartbereiche verschafft hatten.

Das Warten fiel uns nicht schwer. Es war auch für ausreichend Verpflegung gesorgt. Im Vorstartbereich wurden Powerbars, Kaffee, Tee, Wasser, Donuts, Bananen, etc verteilt. Leider bekam man aber von den ersten Startwellen wenig mit, weil man keinen Blick auf den eigentlichen Startbereich erhaschen kann. Als sich unsere Startzeit näherte entledigten wir uns allmählich der warmen Kleidung und entsorgten sie in den bereitgestellten Spendenboxen. Es wäre auch möglich gewesen Gepäck abzugeben und ins Ziel bringen zu lassen, aber der Annahmeschluss war recht früh, so dass wir vermutlich einige Zeit hätten frieren müssen. Durch die Spende unserer warmen Sachen sollten wir dann später im Ziel einen schönen wärmenden Afterrace-Poncho erhalten. Als wir in unseren Startblock gingen warfen wir schließlich die letzte wämende Schicht weg.

Mit dem uns zugeteilten Startblock hatten wir Glück. An der Verrazano-Narrows Bridge, die zweistöckig ist, wird nämlich aus drei Korridoren gestartet (1x unten, 2x oben), die dann erst hinter der Brücke zusammengeführt werden. Wir hatten aber den Korridor mit der Hauptstartlinie, an der auch die Bühne der Sprecher aufgebaut war und wo auch die Nationalhymne gesunden wurde. Vielleicht 20m hinter der Startlinie positioniert, konnten wir das alles gut verfolgen und die Nationalhymne zu hören brachte auch den Nicht-Amerikanern Gänsehaut. Anschließend fiel auch endlich für uns der Startschuss und wir wurden mit Frank Sinatras berühmtem „New York, New York“ auf die Strecke geschickt.

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Die Strecke führt durch alle fünf Stadtteile New Yorks. Oft geht es lange geradeaus, ist aber niemals über längere Abschnitte eben. Im Prinzip ist es ein ständiges welliges Auf und Ab. Die vielen Tausend Zuschauer am Streckenrand machen den Marathon zu einem ganz besonderen Erlebnis. Zahlenmäßig vielleicht mit Berlin vergleichbar, sind die New Yorker aber deutlich extrovertierter und somit umgibt einen besonders an den Hotspots ein ohrenbetäubender Lärm. Man versteht sein eigenes Wort nicht! Es gab Momente, da wollte ich Steffi etwas sagen oder zeigen, aber es war mir nicht möglich, mit ihr zu sprechen. Wahnsinn!

Durch das wellige Streckenprofil war es schwierig eine vernünftige und gleichmäßige Pace zu finden. Somit war es von Beginn an ein wenig zu kräftezehrend, zumal ja Steffis Vorbereitung alles andere als optimal war. Spätestens an der Queensborough Bridge wurde es dann richtig hart, denn die großen New Yorker Brücken sind nicht nur hoch, sondern auch lang. Und das tut weh. Die Queensborough Bridge kommt ungefähr bei km 24 und zieht sich über einen Kilometer recht knackig bergauf. Danach wollten Steffis Beine nicht mehr und es wurde ein harter Kampf. In der Folge ging es kilometerweit die 1st Avenue hinunter Richtung Bronx. Hier wehte uns ein strenger und kühler Wind entgegen und ich versuchte, ein wenig Windschatten zu geben. Auch hier war es wieder welliger als zunächst erwartet. Von der Bronx ging es dann über die 5th Avenue zurück Richtung Central Park. Die meiste Zeit stieg die Straße an, was uns bei früheren New York Besuchen so nie aufgefallen war und auch die letzten Kilometer im Central Park ging es hoch und runter. Aber hier war klar, dass Steffi den Kampf mit der Strecke gewinnen würde. Und natürlich war es ein tolles Gefühl die Zielgerade, die wir ja bereits vor zwei Tagen besucht hatten, entlang zu laufen.

Im Ziel angekommen machten wir einen Fehler. Wir blieben kurz stehen und das war für Steffis Knie offensichtlich das Signal, dass es geschafft sei. Als wir weiter wollten, um unsere Medaille zu holen, konnte sie nur noch mühsam humpeln. Das Knie streikte. Aber zum Glück hatte es bis hierher durchgehalten! Wir waren im Ziel und bekamen unsere Medaille! Nur leider ist es dann noch ein sehr weiter Weg durch den Zielbereich, bis man endlich verpflegt bei der Poncho-Ausgabe ankommt. Da es dann bereits gegen 16 Uhr war, stand die Sonne schon tief und es war unangenehm kühl. In Kombination mit der Belastung begann Steffi derart zu frieren, dass wir erstmal ein Erste Hilfe Zelt aufsuchen mussten. Dort gab man ihr ein frisches trockenes Shirt und setzte sie zusammen mit einigen anderen Läufern an einen Heizstrahler.

 

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Damit war unser Tag aber noch lange nicht beendet, denn es stand noch der Rückweg zum Hotel aus. Eigentlich durchaus ein machbarer Fußweg aber in diesem Zustand wollten wir viel lieber ein Taxi nehmen. Nur wollte leider kein Taxifahrer verschwitzte Läufer fahren. Erst nachdem wir bereits gut die Hälfte des Weges geschafft hatten, fanden wir ein Taxi. Dieser Taxifahrer war dann doch sehr beeindruckt und wollte uns nicht glauben, dass wir tatsächlich 26,2 Meilen durch New York gerannt waren. Im Hotel wurden wir nett vom Personal beglückwünscht und als wir endlich wieder im Zimmer waren war es bereits Abend und meine Uhr zeigte an, dass ich an diesem Tag 56.000 Schritte gemacht hätte.

Auch den nächsten Tag blieben wir noch in New York. In Zielnähe stand ein Pavillon, in dem reichlich Finisher Gear angeboten wurde und so wiederholte sich die Shopping-Tour der Marathon Messe diesmal in Sachen Finisher Shirts. Was als Finisher des New York Marathon unbedingt zum guten Ton gehört ist, dass man seine Medaille am Sonntag und Montag ständig trägt. Jeder New Yorker ist begeistert und auf offener Straße drehen sich die Passanten zu den Finishern um, um sie zu beglückwünschen.

 

Der NYC Marathon war ein tolles Erlebnis! Und zwar ein ganz anderes als es beispielsweise der Berlin Marathon ist. Aber es ist kein Lauf für gute persönliche Zeiten. Die frühe Anreise zum Start, das lange Warten und der schwierige Kurs sind dafür ungünstig. Wenn man New York läuft, dann bitte als Sightseeing-Lauf und zum Genießen und Erleben. Aber das lohnt sich auf jeden Fall!

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