Alpenpässe

Nachdem wir im letzten Jahr unser Vorhaben ein paar Alpenpässe zu befahren abbrechen mussten, starteten wir dieses Jahr einen neuen Anlauf. Auf dem Programm standen Stilfser Joch, Sella Ronda und Großglockner.

Stilfser Joch

Die klassische Auffahrt zum Stilfser Joch beginnt in Prad. Da wir dort aber keine schöne Unterkunft auftreiben konnten, bezogen wir unser Quartier in Trafoi. Das bedeutete zwar einen etwas kürzeren Anstieg bis zum Pass, allerdings planten wir einen Rundkurs, so dass wir die verpassten Höhenmeter gegen Ende nachholen würden.

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Als wir am Vormittag starteten waren bereits zahlreiche Radfahrer unterwegs. Schnell kam man mit dem einen oder anderen Radler ins Gespräch und tauschte sich über Routen oder Ideen aus. Immer den Ortler im Blick ging es durch atemberaubene Landschaft. Irgendwann öffnete sich schließlich der Ausblick Richtung Passhöhe mit den zahlreichen berühmten Kehren. Insgesamt war der Anstieg sehr gut zu fahren, weil es zwar stetig aber nie richtig steil aufwärts ging. Zeitweise war der Auto- und Motorrad­verkehr etwas lästig, aber immerhin waren die meisten sehr rücksichtsvoll unterwegs.
Irgendwann war es dann geschafft. Wer aber einen idyllischen Alpenpass erwartet wird maßlos enttäuscht. Auf der Passhöhe herrscht Jahrmarktstimmung mit unzähligen Menschen und Ständen. Es läd nicht zum Verweilen ein und so machten wir nur schnell die obligatorischen Fotos bevor es in die Abfahrt ging.

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Für die Rückfahrt wählten wir aber nicht die gleiche Strecke wie für den Aufstieg. Erstens ist eine Abfahrt durch die vielbefahrenden zahlreichen Serpentinen sicherlich nicht sehr prickelnd. Zweitens bin ich ein Freund davon, eine Runde zu fahren.
Wir wählten also den Weg durch die Schweiz. Über den Umbrailpass ging es hinunter ins Val Mustair. Auf der kaum befahrenen Route durch traumhafte Alpenlandschaft war die Abfahrt der reinste Genuss! Definitv wäre auch die Auffahrt zum Passo dello Stelvio via Umbrailpass eine sehr lohnende Alternative. Vielleicht beim nächsten Besuch…
Wir erreichten jedenfalls viel zu schnell den kleinen Ort Santa Maria und im Tal ging es dann flott weiter Richtung Italien. Über Glurns ging es weiter nach Prad und dort bogen wir schließlich wieder auf die Straße zum Passo dello Stelvio ein. Jetzt zeigten sich die Nachteile unserer Hotelwahl, denn zum Abschluss ging es jetzt nochmals ca 10km bergauf, nicht steil aber stetig.

Unsere Routenwahl am Stilfser Joch.

Reschenpass

Um bei möchlicherweise schlechtem Wetter einen Ausweichtag für das Stilfser Joch zu haben, hatten wir einen weiteren Tag vor Ort eingeplant. Für diesen Tag legten wir uns spontan einen Alternativplan zurecht und wählten den Reschenpass als heutiges Tourziel.

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Zunächst ging es entgegengesetzt zu Vortag in die Abfahrt nach Prad und weiter nach Glurns. Dort bogen wir auf den super ausgebauten Radweg Richtung Reschen ein. Ein perfekter rennradtauglicher Radweg führte uns permanent bergauf und das teilweise ziemlich steil. Mit dem Reschensee und seinem versunkenen Kirchturm in Graun erreicht man eigentlich das Highlight der Tour. Trotzdem fuhren wir noch die paar Kilometer zum eigentlichen Pass und auch weiter bis zum offiziellen Passschild kurz vor der Grenze. Der eigentliche Pass ist nämlich nicht beschildert.
Auf dem Rückweg machten wir natürlich noch einen Abstecher zum Kirchturm im See, der wohl jedem ein Begriff ist, der hier mal den Alpenhauptkamm überquert hat. Anschließend wählten wir aber den gleichen Weg, den wir auch gekommen waren. Ein neu asphaltierter Radweg ist doch jeder stärker befahrenen Straße vorzuziehen!
So müsam sich der Hinweg auch teilweise gestaltet hatte, so rasant ging es zurück und schnell waren wir wieder in Prad. Jetzt ging es auf ein Neues in den vom Vortag bekannten Anstieg. Genug für Steffi, sich einen Local Legend abzuholen.

Wer auch diese Route nachfahren möchte findet sie hier.

Sella Ronda

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Für unsere Sella Ronda buchten wir uns im gleichen schönen Hotel direkt am Sella Joch ein, in dem wir bereits letztes Jahr waren.
Auch hier hatten wir vorsichtshalber einen Ersatztag für Schlechtwetter eingeplant. Aufgrund des Wetterberichts legten wir unsere Ausfahrt auf den zweiten Tag und entschieden uns am ersten Tag für eine Wanderung. Wir wollten den direkt vor uns liegenden Langkofel umrunden.

Die Langkofelumrundung ist keine schwierige Bergtour, zieht sich aber mit über 17km etwas in die Länge. Trotzdem ist sie landschaftlich sehr schön, nur eben teilweise auch recht überlaufen. Allerdings kann man gelegentlich auch auf kleinere etwas unwegsamere Pfade abseits des Hauptweges ausweichen.

Das Hauptaugenmerk unseres Aufenthalts lag aber definitiv der Umrundung des Sella Massivs am zweiten Tag.
Uns erwarteten insgesamt vier Pässe, die es aufaddiert immerhin auch auf knapp 1600 Höhenmeter bringen. Im Vorfeld hatten wir mehrere Berichte zur Sella Ronda gelesen und uns daraufhin für die Umrundung gegen den Uhrzeigersinn entschieden.

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Der erste Pass, das Sella Joch, war nach wenigen Minuten erreicht, schließlich lag er ja direkt vor unserem Hotel. Der eigentliche Anstieg blieb uns also für das Ende der Tour erhalten.
So ging es also bereits kurz nach dem Start in eine erste schöne Abfahrt. Wichtig war, nicht den Abzweig zum Passo Pordoi zu verpassen, denn würde man die gesamte Abfahrt bis nach Canazei nehmen, so müsste man mit ein paar Bonus-Höhenmetern vorlieb nehmen. Insgesamt galt aber für die gesamte Tour: im Zweifel immer links halten.
Mit der Auffahrt zum Passo Pordoi stand der erste längere Anstieg des Tages an, der sich aber gut fahren ließ und zwischendurch immer wieder mit Ausblicken auf das Sella Massiv entschädigte.
Die folgende Abfahrt nach Arabba war die längste der Etappe und mit teilweise neuem Asphalt, super zu fahren. Trotzdem hatte ich natürlich keine Chance, bei Steffi dran zu bleiben. Glücklicherweise reichte der kurze Gegenanstieg zum Passo Campolongo aus, um sie wieder einzuholen. Der Passo Campolongo ist mit Abstand am wenigsten spektakulär. So machten wir hier auch nur einen sehr kurzen Fotostop und stürzten uns lieber gleich in die wirklich schöne und schnelle Abfahrt nach Alta Badia.

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In Alta Badia ging es dann kurz durch den Ort und schon begann der Anstieg zum vierten Pass, dem Grödner Joch. Jetzt galt es nochmal, einige Höhenmeter zu überwinden und wenn man sich den Kehren kurz vor dem Pass nähert, wird man auch wieder mit toller Landschaft für seine Mühen entlohnt. Schließlich erreichten wir nach dem längsten Anstieg des Tages den Passo Gardena. Leider war hier wie auch zuvor beim Passo Pordoi ziemlich viel Betrieb.
So ging es also eine sehr langgezogene Abfahrt, auf der aber nicht sehr viele Höhenmeter überwunden wurden. Auch der Straßenbelag war hier über weite Strecken nicht sehr prickelnd und so freute man sich, als es endlich in den letzten Anstieg des Tages ging.
Es ging also zurück Richtung Passo Sella, nur ohne den letzten Kilometer. Dieser letzte Anstieg hatte landschaftlich auch wieder einiges zu bieten. Wie schon den ganzen Tag, war zur linken die Sella Gruppe zu sehen und auf der anderen Seite wurden wir von der Langkofel Gruppe begleitet, die wir ja bereits am Vortag umrundet hatten. Auch dieser Anstieg war wieder sehr rythmisch zu fahren. So schloss sich unsere Runde am frühen Nachmittag und wir ließen den Tag auf der Sonnenterrasse ausklingen.

Unsere Sella Ronda zum Nachfahren.

Großglockner

Von Südtirol ging es nach Österreich ins Salzburger Land. Es stand die letzte Tour an. Von Bruck als sollte es über die Großglockner Hochalpenstraße zum Hochtor gehen. Leider war die Wettervorhersage nicht optimal. Ab Mittag waren Gewitter und Starkregen angekündigt. Bei solchem Wetter will man ganz bestimmt nicht mit dem Fahrrad auf einem hochalpinen Pass unterwegs sein. Das Problem war nur, dass wir hier keinen Tag in Reserve hatten. Also blieb nur die Option, früh genug zu starten, um vor dem Unwetter wieder im Tal zu sein.

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Wir starteten also bereits um kurz nach 7 Uhr. Zunächst ging es moderat durchs Tal bis zur Mautstelle Ferleiten. Während der motorisierte Verkehr hier seine Überfahrt zu teilweise stolzen Preisen bezahlen darf, werden Radfahrer an der Mautstelle vorbeigeleitet. Da das Fahrrad­aufkommen in der Hochsaison auch enorm ist gab es mal Überlegungen, auch Radfahrer Maut entrichten zu lassen. Glücklicherweise ist dieses Thema jedoch vom Tisch.
Hinter der Mautstelle steigt die Straße deutlich stärker an. Erfreulicherweise kam auch die Sonne vereinzelt raus und mit zunehmender Höhe lichtete sich der Wald bis man endlich die Baumgrenze überwunden hatte das ganze Alpenpanorame genießen durfte. Abgerundet wurde das Erlebnis durch den geringen Auto- und Motorrad­verkehr. Üblicherweise ist die Hochalpenstraße sehr stark befahren, doch vermutlich wegen des drohenden Unwetters hielt es sich zu unserer Freude in Grenzen.

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Wir sammelten Kehre um Kehre ein und erreichten schließlich das Obere Nassfeld. Hier konnten wir das Fuschertörl, unser erstes Zwischenziel erspähen. Den Abzweig zur Edelweissspitze ließen wir erstmal links liegen. Eventuell würden wir die sehr steile Kopfstein­pflaster­straße auf dem Rückweg noch einbauen. Hinter dem Fuschertörl ging es für uns weiter in die kleine Senke zur Fuscher Lake und via Mittertörl zum Hochtor, dem höchsten Punkt unserer Tour und der Grenze zwischen Salzburger Land und Kärnten. Gerne wäre ich jetzt noch weiter zur Kaiser Franz Josef Höhe gefahren, aber eigentlich sollten rund 2000 Höhenmeter ausreichen und noch viel wichtiger, das Wetter wurde zusehends ungemütlicher. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Regen einsetzen würde.
Als wir schließlich den Rückweg antraten bekamen wir bereits die ersten Tropfen ab und kurz darauf goss es in Ströhmen. Bei nur 10 Grad kein Vergnügen und als wir uns gerade in dem kurzen Anstieg zurück zum Fuschertörl befanden donnerte es gewaltig. Jetzt hatten wir also doch unser Gewitter auf dem Pass, leider deutlich früher als vorhergesagt.
Natürlich fuhren wir nicht zur Edelweissspitze, sondern begaben uns in die nasse Abfahrt. Wir waren bereits bis auf die Haut nass, so dass auch die Abfahrt kein Vergnügen war, denn kaum näherte man sich den 30km/h, so war die Temperatur kaum mehr auszuhalten. Wir fuhren quasi ohne Pause zurück zum Hotel und je weiter man wieder ins Tal kam, desto erträglicher wurden auch die Temperaturen. Bereits gegen Mittag waren wir bereits wieder in unserer Unterkunft und das war auch gut so, denn am Nachmittag zog ein heftiges Unwetter über uns hinweg. Wir hatten also mit dem frühen Start alles richtig gemacht.

Die Großglockner Hochalpenstraße bis zum Hochtor.

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