Frankfurt Marathon
Nach der Challenge Roth, war ich am Überlegen, wie ich meine Saison weiter gestalten wollte. Erstmal natürlich Pause, aber dann beschloss ich, zu Anfang August wieder ins geregelte Training einzusteigen. Mit meinem Coach legte ich zwei Ziele fest, auf die ich hinarbeiten wollte. Zum einen, den Ironman 70.3 Duisburg unter
Der Frankfurt Marathon sollte also mein letztes Saisonhighlight werden. Das Ziel SUB4 war vielleicht etwas hoch gegriffen, aber an einem perfekten Tag könnte es wohl klappen. Außerdem half mir das hochgesteckte Ziel, mich wirklich anzustrengen und alle Trainingseinheiten gut durchzuziehen.
Das Training lief perfekt – bis eine Woche vor dem Marathon mein Hals kratzte. Bitte kein Corona!!!
Das war es zum Glück nicht, sondern nur eine Erkältung, deren Symptome am Donnerstag auch komplett verschwunden waren. Trotzdem blieb eine gewisse Unsicherheit… kann der Marathon so funktionieren? Kann ich noch auf Bestzeit angehen? Oder sollte man das lieber lassen?
Am Freitag machten wir uns auf den Weg nach Frankfurt und holten gleich die Startunterlagen ab. Nach einem kurzen Erkundungsgang über die Expo ging es zurück ins Hotel und gleich darauf zum Abendessen mit Hoka. Die Schuhmarke hatte mich -und somit auch Sven- an diesem Wochenende zu einigen Events eingeladen. Dort waren auch Journalisten von Laufmagazinen, Organisatoren von Laufveranstaltungen und ein paar Influencer. Das war natürlich super spannend für uns und es ergaben sich einige interessante Gespräche.
Am nächsten Tag stand erstmal der Brezellauf von Interair Sportreisen auf dem Programm. Dort hatten wir schon vor der Pandemie gerne als Bremsläufer bei der Organisation geholfen und es war schön, die Leute, die wir von vielen gemeinsamen Reisen und Läufen kannten, endlich mal wieder zu sehen.
Als kleines Schmankerl waren diesmal auch einige der Hoka-Profis mit dabei. Neben Jan Frodeno sahen wir Nils Frommhold, Maurice Clavel, Laura Zimmermann und einige andere an der Startlinie. Und auch Jan Fitschen, der regelmäßig für Interair unterwegs ist, war natürlich mit dabei.
Nach dem Lauf ging es dann gleich weiter. Hoka hatte uns zu einem ganz besonderen Mittagessen eingeladen. Es ging zum Freigut, einem Schiff, das permanent am Mainufer verankert ist und als Eventlocation dient. Dort wurden uns einige Hoka Athleten vorgestellt – wobei es bei den meisten keiner Vorstellung bedurft hätte – und beim Essen in lockerer Atmosphäre konnte man dann mit den Sportlern ins Gespräch kommen. Natürlich gab es auch die ein oder andere Gelegenheit für Fotos.
Nach dem Essen ging das Programm noch weiter -ein Shake Out Run und später eine Marathonparty waren noch geplant- aber wegen des Marathonstarts am nächsten Tag wollte ich mich schonen und so fuhren wir lieber zurück zum Hotel.
Am Abend gingen wir noch kurz zur Pasta Party an der Expo, um die Kohlehydratspeicher aufzufüllen. Danach ging es früh ins Bett.
Der Marathonmorgen startete ganz entspannt. Frühstück im Hotel, nochmal kurz im Zimmer ausruhen und dann gemütlich rüber zum Marathonstart. Da der Start nur fünf Gehminuten vom Hotel entfernt war, war es wirklich einfach. Auch um Klamotten für nach dem Lauf mussten wir uns nicht kümmern. Erstens waren die Wege auch dafür wirklich kurz und zweitens würde es ein warmer Tag werden. Über
Zusammen mit Sven stellte ich mich in meinen Startblock. Er war ja zwei Wochen zuvor in Portugal beim Ironman gestartet und konnte daher hier nicht auf Bestzeit laufen. Also wollte er mir als Wasserträger bei meinem SUB4 Vorhaben helfen, um an den Verpflegungsstellen nicht zu viel Zeit zu verlieren.
Erstmal wollte ich den ursprünglichen Plan beibehalten und auf die SUB4 -was eine Pace von
Am Abend vorher hatte ich auch nochmals einen Corona Test gemacht, um auf Nummer sicher zu gehen. Außerdem hatte ich mir ein Limit für die Herzfrequenz gesetzt. Wenn das überschritten werden würde, müsste ich sofort rausnehmen oder im Notfall auch abbrechen. Aber erstmal positiv denken!
Um 10:10 Uhr fiel unser Startschuss. Ich fand schnell in mein Tempo und fühlte mich auch ganz wohl dabei. Trotzdem beschäftigte mich von Anfang an der Gedanke, wie lange das gute Gefühl wohl anhalten würde…
Es ging im Zick Zack durch die Innenstadt. Die ersten fünf Kilometer waren schnell geschafft und es wurde gefühlt eher einfacher als schwieriger. Als es aber kurz vor Kilometer zehn kurz leicht bergauf ging, fehlte mir zum ersten Mal die Kraft. Das war unverhältnismäßig schwierig. Erstmal ging es aber wieder leicht bergab und es rollte wieder.
Nach Kilometer zehn musste ich mich aber schon ziemlich anstrengen, um meine Pace zu halten und über die nächsten Kilometer schaffte ich es auch schon nicht mehr so ganz. Der Leistungsabfall war dramatisch. Vielleicht hatte der kleine Infekt die letzte Woche doch zu viel Energie gekostet?
Sven meinte noch ganz optimistisch, dass ich einfach eine 6er Pace halten solle, weil dann ja auch noch eine schöne Bestzeit herauskommen würde, aber ich spürte schon, dass das leider so nicht mehr funktionieren würde. Ein paar Kilometer kämpfte ich noch dagegen an, aber ich war einfach leer.
Kurz vor Halbmarathon trafen wir Michelle -eine meiner Liv Teamkolleginnen- auf der Strecke. Auch sie musste ihr SUB4 Vorhaben schon begraben. Allerdings ging es ihr immerhin besser als mir. Inzwischen war es nämlich wirklich übel. Kraftlos setzte ich einen Fuß vor den anderen und auch mein Hals fing an zu brennen. Immerhin meine Herzfrequenz war völlig ok. Trotzdem gab es schon den Gedanken, ob es nicht besser wäre aufzuhören.
Das Zusammentreffen mit Michelle motivierte mich erstmal weiterzumachen. Außerdem hatte ich sowieso keine Ahnung, wie man an der Stelle zurück in die Stadt kommen würde.
Irgendwann ging es aber nicht mehr und ich musste eine Gehpause einlegen. Die Zeit fürs Finish war inzwischen völlig egal. Es war eher fraglich, ob es heute ein Finish geben würde.
Sven schlug vor, es mit einem Run-Walk-Run zu versuchen. Das machten wir dann auch. So hangelten wir uns von Kilometerschild zu Kilometerschild. Besser wurde mein Zustand aber nicht.
Bei Kilometer 28 war der dritte Staffelwechsel und vom Rennen in 2019 wusste ich, dass dort eine Bahn zurück in die Stadt wäre. Wir beschlossen gemeinsam, dass es besser für mich wäre, dort aufzuhören. Allerdings kamen mir direkt als der Entschluss gefasst war, kurz die Tränen. Vielleicht wäre es besser für den Körper, ja. Aber mental war das einfach nichts für mich. Würde ich aufgeben, würde ich noch lange daran zu knabbern haben. Da sind körperliche Schmerzen doch von kürzerer Dauer. Also weiter.
Wir sammelten geduldig Kilometer um Kilometer. Und ich war definitiv nicht die einzige, die hier zu kämpfen hatte. Es kam mir auch vor, als würden diesmal überdurchschnittlich viele Leute Gehpausen einlegen. Und auch der Rettungswagen war sehr oft im Einsatz. Vielleicht wegen der warmen Temperaturen?
Zwischendurch dachte ich auch an die, die mich vermutlich daheim über den Tracker verfolgten. Es war mir irgendwie unangenehm. Was würden die von mir denken? Andererseits weiß jeder, der sich schonmal so einer Herausforderung gestellt hat, dass nicht immer jeder Plan aufgeht. Und wer noch nie in der Situation war, sollte sich auch lieber kein Urteil erlauben. Also egal!
Nach einer Ewigkeit erreichten wir wieder die Innenstadt. Nur noch fünf Kilometer. Unglaublich, dass wir es bis hierher geschafft haben. Das hätte ich bei Halbmarathon noch nicht für möglich gehalten.
An der Messe sahen wir Astrid, die uns wie immer mit vollem Einsatz anfeuerte. Dann musste ich das auch ins Ziel bringen.
Wir bewegten uns jetzt wieder gleichmäßig vorwärts und die Gehpausen wurden weniger. Hat mein Körper doch noch irgendwo Energiereserven gefunden? Aber wenn das Ziel in greifbare Nähe kommt, hilft das eben auch.
Trotzdem war es weiter harte Arbeit, bis wir endlich abbogen und auf die Messehalle zuliefen. Die Partystimmung in der Halle ging diesmal irgendwie etwas an mir vorbei. 2019 als Staffelläufer konnte ich das mehr genießen. Dafür war diesmal das Überqueren der Ziellinie deutlich intensiver! Was waren das für lange 42,195 Kilometer!?
Nach 4:38:24h war es aber doch geschafft!
Ich fiel Sven erschöpft und erleichtert um den Hals. Danke! Ich wüsste nicht, ob ich das alleine durchgestanden hätte.
Nach dem Zieleinlauf brauchte ich eine Weile, um mich wieder zu sammeln. Feste Nahrung war -wie bei mir fast immer nach Belastung- nicht möglich, aber es gab Suppe und Tee im Zielbereich. Dann machten wir uns auf den Weg ins Hotel, wo wir noch auf unsere Hoka-Truppe trafen und jeder noch kurz von seinen Erlebnissen erzählte.
Das ist doch jedesmal wieder schön!
Faszinierend, wie schnell die Schmerzen vergessen sind – soweit war die Einschätzung bei