100×100 Swim

Einmal bei einem 100×100 Schwimmen mitzumachen stand schon lange auf meiner Bucketlist. Vor knapp zwei Jahren war ich sogar schonmal angemeldet – aber das Event wurde leider kurzfristig abgesagt. Jetzt sollte es aber endlich soweit sein. Das 100×100 Schwimmen von swim.de in Offenbach lag terminlich perfekt und so war der Entschluss schnell gefasst. Am 17. Februar würde ich zu dieser -für mich- großen Herausforderung antreten!

Ein 100×100 Schwimmen heißt, dass 100 mal 100 Meter geschwommen werden, wobei der Abstand zwischen den einzelnen Starts für die jeweiligen 100 Meter festgelegt ist. In Offenbach gab es die Wahl zwischen 2:00min und 2:15min Abgangszeit und ich hatte mich für die letztere entschieden.

Ich bin im Schwimmen als Triathlet ganz ordentlich unterwegs und schwimme auch sehr gerne. Dennoch gehöre ich zu den Nicht-Schwimmern. Das sind in meiner Definition alle, die keinen Schwimm-Background aus ihrer Kindheit oder Jugend haben.
Umso wichtiger war für mich eine gründliche Vorbereitung auf das Event. Mein Plan war, dreimal pro Woche ins Wasser zu kommen und dabei zweimal den Focus auf die Technik zu legen, einmal auf die Steigerung der Distanz.
Von unserem kurz zuvor absolvierten Schwimmworkshop beim diesjährigen Schwimmcoach hatte ich noch meine Technikpläne, bei der Steigerung der Distanz, habe ich mich an Plänen orientiert, die mir Rebekka Ott netterweise zur Verfügung gestellt hat.
Das Training sollte Mitte Dezember -nach unserem Urlaub- starten. Dann war ich aber erstmal eine Woche krank.
Direkt nach Weihnachten ging es aber los!

Die Vorbereitung lief dann wie geplant. Dreimal pro Woche in den Pool und das andere Training wurde drum herum arrangiert. Anfang März war ich ja noch für einen Ironman 70.3 gemeldet, aber da ich diesen ohne konkrete Zeitziele angehen wollte, konnte ich das Schwimmen ruhig als Schwerpunkt setzen und die anderen Disziplinien nachrangig behandeln.
Ende Januar ging es dann noch für eine Woche ins Trainingslager nach Fuerteventura. Dort konnte ich die langen Einheiten nicht weiter durchziehen, da man die Bahnen nur einzelne Stunden reservieren konnte (und ich dort meinen Schwerpunkt auch eher aufs Radfahren verlegt habe), dafür war ich aber jeden Tag eine Stunde im Wasser und habe mich nochmal verstärkt um meine Technik gekümmert.
Nach dem Trainingslager gabs daheim noch eine intensive Trainingswoche mit meiner längsten Einheit vor dem Event. 6.400m, das meiste davon Abgangszeit 2:15 -wie auch beim Event- und mit Pullkick, den ich beim 100×100 Schwimmen auch größtenteils nutzen wollte. Das Regelwerk gibt es her und meine Wasserlage ist damit um einiges besser und so weniger kraftraubend.
Diese letzte lange Trainingseinheit lief richtig gut und ich war am Ende immernoch fit. Ein paar Stunden später allerdings meldete sich meine Schulter. Das war wohl etwas zu viel Belastung. So wurde dann eine Schwimmeinheit gestrichen und für die letzten beiden kurzen Technikeinheiten in der Folgewoche war die Schulter wieder einsatzbereit.
Ein wenig Sorge hatte ich trotzdem, was 10.000 Meter für einen Effekt auf meine Schulter haben würde.

Der Start des Events war für Samstag um 16:30 Uhr angesetzt, Einlass ins Bad 15:00 Uhr. So machten Sven und ich uns nach dem Mittagessen auf den Weg nach Offenbach. Er kam zur Unterstützung mit – und um sich mal anzuschauen, wie so ein Event abläuft. Mitmachen kam für ihn nicht in Frage, nicht zuletzt, weil er ja in der finalen Vorbereitung auf den Ironman Neuseeland steckte.

Wir waren pünktlich zur Öffnung der Halle vor Ort. Das war eigentlich viel zu früh, aber besser, als dann irgendwo im Stau zu stehen und zu spät zu kommen.

War aber kein Problem, denn in der Halle gab es Sitzmöglichkeiten und es war angenehm temperiert. (Ich hatte bei einer Traglufthalle vorher etwas Bedenken, dass es kalt sein könnte. Dem war aber nicht so und auch das Wasser fühlte sich wärmer an als die angekündigten 25 Grad)
Man konnte sich die Zeit auch gut vertreiben. Ich kam mit anderen Teilnehmern ins Gespräch und es war eine angenehme Stimmung. Alle waren ein klein wenig nervös, auch die, die schon mehrmals bei so einem Event dabei waren. Was aber komplett wegfiel war irgendwelches Konkurrenzdenken. Es galt ja nur für jeden selbst, die Herausforderung zu meistern. Das merkte man auch später auf den Bahnen. Das ganze lief sehr rücksichtsvoll ab und man kann schon beinahe von Teamwork sprechen.

Um 16:00Uhr fand ein Briefing zum Ablauf statt. Wie auch schon in der Email angekündigt, würde es drei Pausen a 5 Minuten geben. Für uns Schwimmer mit Abgangszeit 2:15min nach Wiederholung 27, 51 und 75.
Das hatte ich auf meiner Garmin auch so programmiert. Eigentlich brauchte man nicht selbst mitzählen, da es eine Anzeigetafel mit Zeit und Anzahl der Bahnen gab, aber ich wollte gern den Überblick behalten. (Außerdem brauchte ich das ja auch für später auf Strava.)
Wir wurden noch auf die Verpflegungsmögkickeiten in der Pause hingewiesen. Der Veranstalter hatte groß aufgetischt und es gab etwas für jeden Geschmack. Ich hatte aber natürlich auch da vorgeplant und Wasserflaschen und Maurten Drinks am Becken stehen und noch Gels für die Pausen dabei. Auf die warme Suppe wollte ich aber in den Pausen später auch zurückgreifen. Kurz vor dem Start ging es nochmal zum Klo und dann sammelten wir uns auch schon an den zugewiesenen Bahnen.

Wir waren acht Leute auf meiner Bahn. Vorher wurde kurz durchgegangen, wer wohl wie schnell schwimmt, um eine Reihenfolge festzulegen. Ein paar starke Männer übernahmen die Führung und wechselten dort durch, wir anderen schwammen dann einfach hinterher. Später, als vor dem ein oder andern eine Lücke riss, sortierten wir einzelne Positionen um und schwammen die nächste Bahn wieder geschlossen. Es funktionierte wirklich gut und Sven sagte, dass wir von außen betrachtet auch sehr homogen gewirkt hätten.

Durch den Wasserschatten war ich deutlich schneller als alleine und es war zunächst unglaublich entspannt. Anfangs schwamm ich auch ein paarmal auf, aber da das jedem mal passiert war, war das auch nicht schlimm. Dann Tempo rausnehmen und wieder locker mitschwimmen. Die meisten Bahnen schwamm ich wie geplant mit Pullkick, aber auch bei den Bahnen ohne Pullkick konnte ich locker dranbleiben und die Belastung war nicht besonders hoch. Allerdings war es ja wie beim Marathon. Hinten kackt die Ente!

Die erste Pause kam überraschend schnell. Die ersten 27 Doppelbahnen waren wie im Flug vergangen. Schnell auf Toilette, dann ein Gel genommen und weiter.
Die Verpflegung während der einzelnen Abschnitte mit Wasser und Maurten Drink lief super und so hatte ich kraft- wie auch temperaturmäßig keine Probleme.
Bei der Pause nach Wiederholung 51 nahm ich trotzdem die Suppe mit in meinen Ernährung auf. Was salziges zwischendurch fühlte sich gut an.
Weiter ging’s mit den nächsten 24 Hundertern. Bei 6.500 Meter dachte ich kurz: ‚Soweit bin ich vorher noch nie geschwommen.‘ Aber es fühlte sich immernoch sehr einfach an und die Schulter machte auch keine Probleme.
Unsere Gruppe wurde jetzt ein wenig langsamer. Waren wir zu Beginn eher mit Zeiten um 1:50min auf 100m unterwegs, waren wir jetzt eher bei 1:55-2:00min. Ich musste da echt aufpassen, meiner Vorderfrau nicht immer auf die Füße zu hauen, aber man gewöhnte sich an das lockerere Tempo. Klar, die Vordermänner hatten mehr zu arbeiten, als wir hinten und wurden etwas müde. Ich hätte auch sehr gerne geholfen, aber mich nach vorne zu setzen, hätte auch nichts gebracht. Ohne Wasserschatten hätte ich mich vermutlich sehr abmühen müssen, das Tempo zu erhöhen – oder einfach nur zu halten. Nach dem kurzen Durchhänger wurden wir am Ende des Abschnitts aber auch wieder schneller.

Die letzte Pause kam nach Wiederholung 75 und ich war immernoch nicht müde. Perfekt. Allerdings traute ich dem Frieden nicht. Man kennt das ja von den ganz langen Dingern… auf einmal kommt der Mann mit dem Hammer und nichts geht mehr. Ich hoffte, dass das hier nicht passieren würde!

Sven half mir in der Pause wieder bei der Verpflegung. Der Weg zur Toilette führte zweimal durch zwei Drehtüren und dauerte dementsprechend lange. Er stand dann schon wieder mit meinem Becher Suppe und diesmal einem Koffeingel bereit und sparte mir so Zeit.

Es ging auf die letzten 25 Hunderter. Ich startete wieder -wie bei jedem Block- ohne Pullkick, nahm ihn dann nach ein paar Bahnen dazu und wurde dann aber etwas übermütig. Da ich mich immernoch so super fühlte, wollte ich jetzt bis zum Schluss alles ohne Pullkick schwimmen.
Tempomäßig war das kein Problem, die Kraft war auch da, aber nach einigen Wiederholungen merkte ich tatsächlich meine Schulter. Klar, jetzt war mehr Krafteinsatz nötig und natürlich war der ganze Körper schon vorbelastet – auch, wenn ich das gar nicht so wahrgenommen hatte.
Ich war also vernünftig und nahm den Pullkick wieder mit dazu. Die allerletzte Wiederholung musste dann aber nochmal ohne sein.
Und dann war es tatsächlich geschafft!

Mein erstes 100×100 Schwimmen war ein voller Erfolg und hat richtig viel Spaß gemacht!

Ich hatte eigentlich erwartet, dass es härter wird und dass ich mich durch das ein oder andere Motivationstief kämpfen muss, aber auch das blieb dank der guten Stimmung (wir wurden auch die komplette Zeit über mit lauter Musik beschallt) komplett aus.
Auch Sven nach jeder Wiederholung am Beckenrand zu sehen, war irgendwie beruhigend. (Als First-Timer würde ich euch raten, wenn möglich eine Begleitperson mitzunehmen.)
Durch und durch also ein positives Erlebnis!
Danke an die Veranstalter von swim.de für den tollen Abend!

Meine Schulter meldete sich am Abend und auch Tags darauf noch ziemlich schmerzhaft zurück. Ein paar Tage später, war aber wieder alles in Ordnung. Da sie jetzt ja von den langen Umfängen befreit ist, sollte das auch so bleiben und ich freue ich mich auf den anstehenden Ironman 70.3 – vielleicht ja nach der intensiven Vorbereitung mit einer neuen Schwimmbestzeit… mal sehen!

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