Schlauchwechsel für Anfänger
Als Rennradfahrer muss man natürlich immer gewappnet sein für eventuelle Pannen. Deswegen musste auch ich das Schlauchwechseln anfangs regelmäßig üben. Wie ihr vielleicht wisst, hat sich das dann auch bei einem meiner ersten Triathlons ausgezahlt und ich konnte im Kraichgau 2018 trotz plattem Reifen auf der Radstrecke finishen.
Da ich auf unseren Social Media Kanälen viele Fragen zum Schlauchwechsel erhalten habe und viele Anfänger Probleme damit haben, erklären wir euch in diesem Beitrag alles, was ihr zum Thema Schlauchwechsel wissen müsst.
Freilich gibt es zu dem Thema schon diverse Beschreibungen und Youtube Videos, aber man kann dabei meist nicht wirklich erkennen, was der Profi da so locker aus dem Ärmel schüttelt. Deswegen wird hier alles für Anfänger genau erklärt.
Was muss ich mitnehmen?
Was braucht man eigentlich, um eine Panne zu beheben?
Die wichtigsten Teile sind:
- ein Ersatzschlauch (mit der richtigen Ventillänge)
- zwei
(Kunststoff-) Reifenheber - eine kleine Luftpumpe
- eine CO2 Kartusche und einen Adapter
- ein Paar Einweg-Gummihandschuhe
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Sachen zu verstauen. Bei den meisten Rennrädern kann man gut eine kleine Tasche hinten unter dem Sattel befestigen. Bei Triathlonrädern ist es meist etwas kniffliger. Ich nutze an meinem Triathlonrad eine Toolbox, die man im Flaschenhalter (bei mir auch hinten am Sattel angebracht) verstauen kann. Es gibt dann auch große und kleine Toolboxen, je nachdem, ob man ein oder zwei Ersatzschläuche einpacken will.
Tip: Eine Sache zum Adapter für die CO2 Kartusche. Kauft nicht den erstbesten, sondern achtet darauf, dass der Adapter isoliert ist. Bei meinem ersten Versuch mit der CO2 Kartusche hatte ich einen schlechten Adapter und bin mit dem Finger daran festgefroren. Warum das passieren kann, erkläre ich später.
Wie baue ich die Räder aus?
Nun ist es passiert, ihr habt einen Platten.
Wenn es das Vorderrad ist, hattet ihr Glück im Unglück. Der Ausbau ist ein Kinderspiel.
Einfach den Schnellspanner aufdrehen, bei manchen Rädern muss noch die Vorderradbremse gelöst werden und dann kann man das Rad auch schon herausziehen. Bevor ihr das Rad herausnehmt, merkt euch bitte, auf welcher Seite der Schnellspanner ist. Dann könnt ihr beim Einbau später nicht durcheinanderkommen.
Wenn ihr das Fahrrad jetzt auf den Boden legt, seid vorsichtig bei rauhem Untergrund! Wir sind keine Profis und die wenigsten bekommen nach dem Training/Rennen ein neues Rad, wenn der Lack zerkratzt ist. Wenn man sich über die Panne ärgert, ist man oft etwas schludrig und denkt nicht an solche Sachen!
Wie macht man das aber beim Hinterrad?
Zunächst schaltet so, dass die Kette hinten auf dem kleinsten Ritzel liegt. Dann erst Schnellspanner und ggf. Bremse lösen.
Beim Rennrad drücken wir nun das Schaltwerk nach hinten. Bei vielen Rädern fällt jetzt das Rad schon aus dem Rahmen nach unten. Manchmal muss man das Rad noch irgendwie seitlich an der Kette vorbeiführen.Das sollte aber recht unproblematisch funktionieren.
Beim Zeitfahrrad (hier das Liv Avow) ist das ganze etwas umständlicher. Durch Spoiler und dadurch, dass die Aufnahme der Achse nach hinten geöffnet ist, tut sich beim Bewegen des Schaltwerks erstmal nichts. Hier ist es am Besten, das Rad nach hinten aus dem Rahmen zu ziehen und dann beherzt in die Kette zu greifen, um diese von den Ritzeln zu heben. Dazu nutzt man am Besten die Einweghandschuhe.
Damit ist das Laufrad frei und kann aus dem Rahmen genommen werden.
Ausbau der Reifen
Tip: Etwas, was man beim Üben nicht mitbekommt… wenn ihr ein Trinksystem am Lenker habt, wird das natürlich auslaufen, sobald das Fahrrad auf der Seite liegt. Die Tatsache wurde mir erst beim Triathlon im Kraichgau klar. War dort zum Glück nicht ausschlaggebend, aber kann doch eine unschöne Überraschung sein. Jetzt nicht mehr, ihr wisst ja jetzt Bescheid!
Wie wird der Schlauch gewechselt?
Zuerst muss der Mantel runter. Wobei er nicht komplett runter muss, sondern nur soweit, dass wir an den kaputten Schlauch herankommen.
Wir drücken den Mantel zur Mitte der Felge. Die Felge hat im Querschnitt eine Mulde (siehe Foto) und indem wir den Mantel dort hinschieben, gewinnen wir mehr Spielraum.
Dann schieben wir erst einen, dann den zweiten Reifenheber unter den Rand des Mantels. Das wird einfacher, wenn man die Reifenheber zu beiden Seiten des Ventils ansetzt.
Jetzt mit dem einen Reifenheber fixieren, mit dem anderen Reifenheber einmal um die Felge herum den Mantel von der Felge hebeln. Nun kommen wir an den Schlauch ran und können ihn herausziehen.
Vorsicht! Bei manchen Schläuchen ist das Ventil zusätzlich noch mit einer Mutter an der Felge fixiert. Die müssten wir dann natürlich vor dem Herausziehen lösen.
Wie baue ich das jetzt wieder zusammen?
Den neuen Schlauch ganz leicht mit der Luftpumpe aufpumpen. Das hilft uns, den Schlauch besser auf die Felge legen zu können.
Ventil durch die Felge schieben, dann wird der Schlauch auf die Felge gelegt und unter den Mantel geschoben. Dann den Mantel wieder auf die Felge ziehen. Das funktioniert eigentlich am Besten einfach nur mit den Händen.
Am Ende wird es etwas knifflig, denn der Mantel sitzt natürlich ziemlich stramm. Dann aber nicht aufgeben. Ihr arbeitet hier mit Gummi, das heißt ihr könnt das Material ziehen und drücken bis es an der richtigen Stelle sitzt. Macht euch dabei auch wieder die Mulde in der Felge zu Nutze und schiebt den Mantel zur Mitte, wenn es nicht gleich klappen will. Sollte es am Ende schwieriger werden, kann man den Mantel auch mit den Reigenhebern wieder auf die Felge hebeln. Probiert einfach, wie es für euch am besten klappt.
Es gibt Felgen und Mäntel mit denen es einfacher funktioniert und manche, mit denen es schwieriger wird. Gebt nicht auf und übt diesen Schritt mit eurem eigenen Rad, damit es dann im Ernstfall funktioniert! Achtet auch darauf, dass ihr den Schlauch nicht einklemmt, wenn ihr den Mantel auf die Felge schiebt! Außerdem muss man natürlich sicherstellen, dass keine Scherben, Reißzwecken usw. im Mantel stecken, die den Platten womöglich verursacht haben.
Dass wir vorher aufgepasst haben, dass keine kleinen Steinchen oder Ähnliches am neuen Schlauch klebt, versteht sich ja von selbst.
Wie bediene ich eine CO2 Kartusche?
Um den Schlauch wieder voll zu machen benutzen wir die CO2 Kartusche. Schraubt zuerst die Kartusche auf den Adapter. Dann drücken wir den Adapter auf das Fahrradventil (manche Adapter werden auch dort aufgeschraubt). Wenn ihr auf den Adapter drückt, wird das Kohlendioxid in den Schlauch geschossen. Dazu sollte man wissen, dass die Gefahr der Vereisung droht!
Jetzt werdet ihr fragen „Wie bitte? Was soll da bei 30 Grad Außentemperatur vereisen?“
Wenn das Kohlendioxid aus der engen Kartusche herauskommt, dehnt es sich aus und es kommt zu einer starken Abkühlung. Wenn man dann die Kartusche ohne Isolierung festhält oder einen schlecht isolierten Adapter durchgehend drückt, kann man tatsächlich mit den Fingern dort festfrieren! Bei meinen ersten Versuchen mit einem sehr schlechten Adapter ist mir das so tatsächlich passiert. Im Sommer! Bei 30 Grad! Das war nicht angenehm, also passt bitte auf!
Am Besten ihr drückt den Adapter nicht einmal lange durch, bis die Kartusche leer ist, sondern macht das in mehreren Stößen. Eine Kartusche reicht normalerweise, damit man gut weiterfahren kann.
Danach das Ventil zuschrauben und ggf. die Kappe wieder drauf. Fertig!
In London mussten wir beim Prudential Ride übrigens lernen, dass bei starkem Regen die CO2 Kartusche nicht mehr nutzbar ist. Das Wasser an der Kartusche bzw. im Adapter wird sofort zu Eis und nichts kommt mehr durch. Wenn man die Kartusche aber dann wieder mühsam vom Adapter löst, hat man immerhin eine prima Schneekanone!
Der Schlauchwechsel
Wie werden die Räder wieder eingebaut?
Beim Vorderrad sollte das eigentlich selbsterklärend sein. Das Rad wieder in die Gabel stecken, den Schnellspanner festdrehen und wenn nötig, die Bremse wieder schließen.
Beim Hinterrad ist es wieder etwas komplizierter. Denn hier kommt jetzt die Kette ins Spiel. Ihr müsst, wenn ihr das Rad wieder einsetzt, darauf achten, dass die Kette wieder um das kleinste Kettenblatt herumliegt – so war es ja auch vorher. Schaut auch bevor ihr loslegt, dass die Kette vorne nicht irgendwie zwischen die Blätter gerutscht ist. Wenn so Spannung drauf kommt, kann es sonst schwierig sein, die Kette dort wieder herauszubekommen. Das Vorgehen ist dann quasi das Gleiche wie zuvor beim Radausbau. Nur eben in umgekehrter Reihenfolge.
Na, hat alles geklappt? Nicht aufgeben! Übung macht den Meister!
Viel Spaß beim ausprobieren!
Mit freundlicher Unterstützung durch Liv Cycling Germany und D-Cycles, der richtigen Adresse für alles rund ums Fahrrad.
Kamera: Sven
Text, Regie, Schnitt und unglaublich guter Schlauchwechsel: Steffi