Auf den Spuren der Tour de France

Im August ging es für uns nach Frankreich. Wir hatten uns, inspiriert durch diverse Tour de France Übertragungen, ein paar berühmte oder besonders reizvolle Pässe rausgesucht, die wir mit dem Rad bezwingen wollten. Bei der Planung konzentrierten wir uns auf die Alpen, allerdings ergänzt durch den Mont Ventoux in der Provence. Aber der Reihe nach…

 

Col de la Loze

Unsere erste Station war Brides-les-Bains. Von hier aus wollten wir zwei Pässe bezwingen, den Col de la Loze und den Col de la Madeleine.
Dabei ist der Col de la Loze recht unbekannt, denn er wurde bislang nur einmal (2020) bei der Tour de France befahren. Extra für diese Tour wurde der Pass zwischen den bekannten Wintersportorten Couchevel und Méribel asphaltiert. Allerdings wurde dafür nicht ein komplett neuer Weg geschaffen sondern lediglich bereits vorhandene Wege durch das Skigebiet asphaltiert. Die Befahrung ist nicht nur wegen des neuen Belags ein Genuss, besonders reizvoll ist vor allem, dass die Straße für den Autoverkehr gesperrt ist. Man findet also einen Radweg über den Berg vor.

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Wir entschieden uns für die Auffahrt über Courchevel, weil einen auf diese Seite etwas weniger steile Rampen erwarten. Nach dem Durchfahren der verschiedenen Ortsteile von Courchevel machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Altiport Courchevel, einem recht speziellen und durchaus spektakulären Flughafen. Kurz danach ging es auf den Radweg. Durch eine schöne alpine Landschaft ging es bis auf den Pass. Der super Radweg ist nicht sehr stark frequentiert. Uns kamen nur vereinzelt Radfahrer oder Wanderer entgegen. Vermutlich liegt es daran, dass der Pass wie gesagt recht unbekannt ist und man in der näheren Umgebung einige Anstiege findet, die durch zahlreiche Tour de France Befahrungen mehr Besucher anlocken.
Nach einem ausführlichen Fotostop ging es in die teilweise rasante Abfahrt. Dabei durfte Steffi einen kleinen Schreckmoment erleben als ein dickes Murmeltier plötzlich über den Weg rannte. Wegen des neuen Fahrbahnbelags war die Abfahrt ein Genuss. Aufpassen musste man jedoch an einigen Querungen der MTB-Downhillstrecke. Bald erreichten wir Méribel, doch die Abfahrt war noch nicht beendet. Weiter ging es bergab bis zu unserem Hotel in Brides-les-Bains.

Unsere Runde auf Komoot.


 

Col de la Madeleine

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Als zweiten Pass wollten wir von Brides-les-Bains aus den Col de la Madeleine angehen. Wir ent­schieden uns aber dazu, mit dem Auto erstmal zum Beginn des Anstiegs in Notre-Dame-de-Briancon zu fahren, weil wir uns die jeweils 15km An- und Abfahrt durch das teilweise recht stark befahrene Tal ersparen wollten.
Anfänglich ging es eher eintönig durch den Wald nach oben. Doch je weiter man in das Tal hinein fuhr und an Höhe gewann, desto schöner öffnete sich die Sicht auf die alpine Landschaft. Der Anstieg war zwar sehr gleichmäßig zu fahren, doch da man stetig ins Tal hineinfährt kann es mental recht ermüdend sein. Erst gegen Ende wird durch ein paar Serpentinen merklich an Höhe gewonnen.
Auf der Passhöhe war noch viel Straßenbemalung vom letzten Besuch der Tour de France zu sehen, was uns gute Fotomotive lieferte. Nach einer kurzen Pause in einer der Hütten machten wir uns auf den Rückweg. Wir nahmen den gleichen Weg, den wir gekommen waren, da eine Abfahrt auf der anderen Seite eine sehr lange Rückfahrt bedeutet hätte. So müssen wir wohl nochmal wiederkommen und den Col de la Madeleine von La Chambre aus erklimmen.

Auch diese Strecke gibt es auf Komoot.


 

Alpe d’Huez

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Für Alpe d’Huez hatten wir uns eine schöne Unterkunft oben in Alpe d’Huez gesucht, weil uns das Tal nicht so einladend erschien. Da der Mythos Alpe d’Huez uns wirklich am Herzen lag, planten wir zwei Tage ein, um einen Ausweichtermin bei Schlechtwetter zu haben. Letztlich stellte sich das als glücklicher Umstand heraus, denn am ersten Tag konnten wir nicht unsere geplante Route fahren. Eigentlich wollten wir über den Col de Sarenne zum Lac du Chambon abfahren und dann die berühmten 21 Kehren bezwingen. Jedoch war der Col de Sarenne wegen einer Airshow gesperrt.
Also disponierten wir um und fuhren zunächst zum Lac Besson, bevor wir die 21 Kehren hinunterfuhren. Bevor es wieder in den Anstieg ging machten wir an einer Infotafel halt. Dort lernten wir eine Gruppe belgischer Radfahrer kennen, die wir im weiteren Tagesverlauf immer wieder treffen sollten. Eigentlich fuhren wir alle Routen gemeinsam, doch den Anstieg nach Alpe d’Huez wollten wir alleine angehen. Zum einen hatte sich in meinem Kopf seit den Tour de France Übertragungen in den 90er Jahren die Frage festgesetzt, ob man diesen Anstieg überhaupt ohne anzuhalten durchfahren könne und zum anderen wollten wir die Strecke mit der virtuellen Alpe du Zwift vergleichen. Tatsächlich war es kein Problem, die Kehren am Stück zu erklimmen. Womöglich hätte das aber vor über 20 Jahren anders ausgesehen. Und der Vergleich mit Zwift? Das Layout der Route erkennt man leicht wieder, landschaftlich unterscheiden sich beide Strecken jedoch recht deutlich. Festzuhalten ist aber, dass der Anstieg real deutlich schneller zu absolvieren war.
Nach der erfolgreichen Bergankunft fuhr ich Steffi wieder entgegen, um sie auf dem letzten Stück bis zum Zielstrich zu begleiten. Kurz dahinter trafen wir auch wieder auf unsere belgischen Freunde, die auf die restlichen Fahrer ihrer Gruppe warteten. Kurzer Hand luden sie uns auf ein Finisher-Bier ein und wir tauschten uns über unsere Radsporterlebnisse und zukünftige Pläne aus.
Abends ging es noch kurz ins Freibad. Das Piscine découverte bietet einen 25m Pool mit Alpenpanorama und das findet man ja nicht so oft. Das Bad war keine 5 Gehminuten von unsrem Hotel entfernt und so zogen wir abends noch ein paar Bahnen.
Am nächsten Tag holten wir dann den Col de Sarenne nach. Allerdings ging es danach nicht direkt in die Abfahrt sondern lieber nochmal zum Lac Besson. Anschließend teilten wir uns dann die 21 Kehren entsprechend unserer Vorlieben auf. Steffi bekam die Abfahrt, weil wir am Vortag bemerkt hatten, dass es dort ein durchaus machbares Strave-Segment gab, das sie sich holen wollte. Und tatsächlich holte sie sich relativ locker die Krone! Um aber die Beine für die noch ausstehenden Vorhaben zu schonen, stieg ich am Hotel erstmal vom Rad ins Auto und machte mich auf den Weg ins Tal. Dort wartete Steffi natürlich bereits auf mich. Schnell waren die Räder ein- beziehungsweise ausgeladen und ich durfte nochmals hochfahren.
Die 21 Kehren nach Alpe d’Huez sind relativ gut zu fahren, weil sie gleichmäßig ansteigen. Man muss nur seinen Rhythmus finden. Nach besagten 21 Kehren erreicht man schließlich die Alpe, doch damit ist man noch nicht am Ziel. Natürlich ging es für uns immer noch weiter durch den Ort bis zum Tour de France Etappenziel.

Wer nach Alpe d’Huez kommt, dem empfehlen wir definitiv die Abstecher zum Col de Sarenne und zum Lac Besson. Insbesondere der Weg zum Col de Sarenne war landschaftlich grandios.

Als Strecke können wir auf Komoot nur die berühmten 21 Kehren mit Weiterfahrt zum Etappenziel anbieten. Wer Interesse an den anderen Routen hat kann sich gerne bei uns melden. Allerdings sind sie auch leicht selbst planbar.


 

Col du Galibier

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Der Galibier war das Dach unserer „Tour“. Wir entschieden uns für die Auffahrt ab Saint-Michel-de-Maurienne über den Col du Télégraphe und Valloire.
Ausgerechnet für den Tag unserer Etappe war schlechtes Wetter mit Starkregen angekündigt. Aus Mangel an einem Ausweichtermin wollten wir es aber trotzdem versuchen. Vielleicht würden wir es ja vor dem Regen zumindest bis zum Col du Télégraphe oder nach Valloire schaffen.
Der erste Abschnitt verläuft meistens im Wald und man erreicht ziemlich unspektakulär den Col du Télégraphe. Danach gibt es eine kurze Abfahrt nach Valloire. Hier könnte man eine Pause einlegen oder vielleicht auch seine Tour starten, denn hinter Valloire beginnt der eigentliche Anstieg zum Col du Galibier. Wir gönnten uns natürlich keine Rast, denn der Wetterbericht saß uns im Nacken.
Hinter Valloire öffnet sich das Gelände und man fährt durch herrliche hochalpine Landschaft. Es zieht sich weit in das Tal hinein bevor es in mehreren Serpentinen und Kehren nochmal deutlich bergauf geht. Die Strecke hat es in sich, sind es doch ab Saint-Michel-de-Maurienne satte 35km bis zur Passhöhe und diese fast nur bergauf. Lediglich die kurze 5km Abfahrt vom Télégraphe nach Valloire gönnt den Beinen eine kurze Erholung. Kurz vor dem Pass gibt es einen Tunnel, der jedoch für Radfahrer gesperrt ist. Allerdings ist er eh keine Option, weil man ja schließlich ganz nach obne möchte. Also biegt man links ab und erklimmt die letzten Kehren.
Wegen des angekündigten Regens, hatten wir unsere Bike-Packing Satteltaschen dabei, um klamotten­technisch gut vorbereitet zu sein. Schließlich kann es auf über 2.600m Höhe auch sehr kühl und windig werden. So waren wir froh, am Pass ein paar extra Lagen, Überschuhe, Handschuhe und Buff für die Abfahrt überziehen zu können. Zum Glück hielt das Wetter aber und es kamen nur wenige Tropfen herunter. Der große Regen setzte erst ein, als wir schon wieder im Hotel waren.

Übrigens nahmen wir auch hier den gleichen Weg zurück den wir gekommen waren. Auf der anderen Seite wäre es zum Col du Lautaret gegangen, aber für eine Tagestour fehlt es an alternativen Routen für den Rückweg. Dann müsste man es als Etappentouren angehen.
Wie eine solche Tour dann aussehen kann wurde uns direkt vor Augen geführt. Vom Télégraphe bis zum Galibier wurden wir nämlich von einer Etappe der Haute Route Alps begleitet. Bei dem 7-tägigen Jedermann-Etappenrennen werden täglich über 3.000 Höhenmeter überwunden. An diesem Tag, dem dritten der diesjährigen Ausgabe (182km, 4.700Hm), hatten die Teilnehmer bereits den Col del’Iseran bezwungen und über den Télégraphe auf den Galibier geklettert. Dort oben versorgten sie sich gut, aber sie durften nicht wie wir einfach wieder runterrollen, sondern fuhren über den Col du Lautaret ab ins Oisans-Tal, um dann über den Col de Sarenne nach Alpe d’Huez zu kommen. Am nächsten durften sie dann in einem Einzelzeitfahren die 21 Kehren von Alpe d’Huez bezwingen. Bei dem aufkommenden Regenwolken waren wir glücklich, nicht tauschen zu müssen, zumal uns bei der Abfahrt noch Kurz vor Valloire Teilnehmer entgegen kamen.

Auf Komoot gibt es von uns also den Anstieg über den Col du Télégraphe.


 

Mont Ventoux

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Zur letzten Station, den Mont Ventoux, mussten wir etwas weiter fahren. Aber den Giganten der Provence, der dieses Jahr bei der Tour de France gleich zweimal in einer Etappe erklommen wurde, wollten wir unbedingt mitnehmen. Und das hat sich definitiv gelohnt.
Wir wählten die Auffahrt von Bédoin aus über das Chalet Reynard. Die gängigen Routen­beschreibungen bezeichnen diesen Weg zwar als den schwierigsten, aber die Abfahrt nach Malaucène wurde kürzlich neu asphaltiert und ist besonders schön zu fahren. Natürlich hätte man auch noch etwas weiter ausholen können und über Sault zum Chalet Reynard fahren, doch das hätte auch ein paar extra Kilometer bedeutet und auf die waren wir diesmal nicht scharf.
Landschaftlich sollte es ein ganz anderes Erlebnis werden als zuvor in den Alpen. Es war ein Genuss, das Klima und die Gerüche der Provence zu erleben. Anfänglich ging es durch Wälder durchaus anspruchsvoll bergauf. Glaubte man den Beschreibungen, würde es ab dem Chalet Reynard noch steiler werden. Wir stellten uns also auf ein hartes Stück Arbeit ein.
Der Abschnitt bis zum Chalet, einer Skistation im Winter, zog sich etwas und nur gelegentlich konnte man Ausblicke auf den markanten Turm am Gipfel erhaschen. Neben uns waren noch zahlreiche weitere Radfahrer unterwegs, aber die Athmosphäre war irgendwie nicht ganz so freundlich und kameradschaftlich wie zuvor in den Alpen. Es waren auch nicht nur Rennradfahrer zu sehen, sondern auch einige normale Tourenräder und E-Bikes.
Am Chalet Reynard entschieden wir uns gegen eine Einkehr und machten uns lieber direkt auf die letzten Kilometer zum Gipfel. Schlagartig änderte sich die Landschaft und die Schotterwüste machte sich breit. Zunächst noch mit ein paar grünen Flecken, war bald nichts mehr an Flora zu finden. Zu unserem Erstaunen wurde es jetzt aber nicht deutlich steiler. Im Gegenteil fuhr es sich sogar relativ gut und flüssig. Einzig der immer stärker werdende typische Wind machte die Fahrt zwischendurch etwas unangenehm. Zusehends näherte man sich von Kurve zu Kurve dem Gipfel. Schließlich war noch eine letzte steile Rampe zu nehmen und dann war es geschafft. Über jene letzte kurze Rampe liest und hört man auch einige Schauermärchen, aber wenn man nicht gerade in einem Radrennen unterwegs ist und komplett am Anschlag fährt, ist auch dieser kurze Teilabschnitt kein Problem.
Am Gipfel herrschte Jahrmarkt­stimmung und es wimmelte nur so von Radfahrern, Motorrädern und anderen Ausflüglern. Somit hielten wir uns hier auch nicht übermäßig lange auf, sondern machten unsere obligatorischen Fotos und starteten unsere Abfahrt nach Malaucène. Der Straßenbelag war zu Beginn wirklich perfekt, nur der teilweise böige Seitenwind war nicht so spaßig. Bald lässt man die Schotterwüste hinter sich und passiert eine weitere Skistation, bevor es durch provenzialische Wälder rasant nach Malaucène geht.
Von dort ging es dann leicht wellig zurück nach Bédoin. Unterwegs darf man nochmal einen Col de la Madeleine befahren, der aber eigentlich nicht der Rede wert ist und den man bei seiner Tourplanung nicht mit dem Col de la Madeleine in den Alpen verwechseln sollte.

Diese sehr schöne Runde gibt es natürlich auch auf Komoot.


 

Damit ging unser Radurlaub in Frankreich zu Ende. Aber es soll definitiv nicht der letzte gewesen sein. Schließlich gibt es noch zahlreiche reizvolle Pässe in den Alpen, aber natürlich auch in den Pyrenäen. Außerdem ist Radfahren in Frankreich ein tolles Erlebnis. Wird man bei uns geschnitten, mit Waschwasser bespritzt oder hört nur ein empörtes „Radweg!“ aus dem Auto, so bekommt man in Frankreich ein aufmunterndes „Allez, allez, allez!!!“ zugerufen.
Zu allen Pässen ist übrigens zu sagen, dass sie für uns gut zu fahren waren. Man hört häufig wilde Geschichten über Prozente und Steigungen und die Tour de France Übertragungen tun auch ihr übriges. Aber wir sind ja auch kein Radrennen gefahren und wenn man sich seinen eigenen Rhythmus suchen kann, sind diese Anstiege definitiv gut machbar. Es dauert manchmal nur etwas bis man oben ist…

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