NYC Marathon 2023

2016 sind wir bereits in New York gelaufen. Es war der erste Marathon unserer Six-Star-Serie nachdem Steffi zuvor beim Berlin Marathon ihre Marathonpremiere gefeiert hatte. New York war damals ein tolles Erlebnis, das wir gemeinsam genossen haben.
Was mir von damals vor allem noch in Erinnerung ist, ist die wahnsinns Stimmung an der Strecke, das wellige Finale im Central Park und wie Steffi es nennt, der Endgegner, die Queensboro Bridge bei km 25.

Jetzt also nochmal New York. Nur 6 Wochen nach dem Berlin Marathon sportlich sicherlich nicht clever geplant. Aber New York läuft man als Erlebnis und nicht, um sportliche Höhenflüge anzustreben. Zudem waren wir vorher noch 10 Tage im Urlaub und eigentlich sollte für mich der Oktober die diesjährige Offseason darstellen. So geht es also mit arg reduzierter Vorbereitung und trotzdem voller Vorfreude nach New York.

Wie so oft haben wir auch diese Laufreise wieder bei interAir gebucht. So ist es auch wenig überraschend, dass wir viele bekannter Gesichter in unserer großen Reisegruppe sahen.
Die Anreise organisierten wir uns aber selber. Am Mittwoch vor dem Marathon geht es für uns nach New York. Es gestaltet sich etwas knifflig, von Newark nach Manhattan zu kommen, aber am frühen Abend sind wir endlich in unserem Hotel am Times Square. Bei einem kleinen Supermarkteinkauf bekommen wir einen ersten Eindruck von den aktuellen New Yorker Preisen. Aber was soll’s, New York ist nur einmal im Jahr…
Am Abend gehen wir noch kurz zur interAir Sprechstunde, weniger weil wir Fragen hätten, vielmehr machen wir daraus ein meet and greet. Aus dem interAir Team treffen wir Alex, Jan und Achim und dann natürlich auch unsere Freunde, die Krollas, mit denen wir bereits am vergangenen Wochenende beim Frankfurt Marathon zusammen unterwegs waren. Und so viel sei jetzt schon gesagt, wir hatten eine super gemeinsame Woche in New York!

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Am nächsten Morgen stehen wir, dem Jetlag sei dank, problemlos früh auf, um bei einem gemeinsamen Morgenlauf durch den Central Park den Zieleinlauf für den Marathonsonntag zu visualisieren.
Mittags geht es zur Expo, um die Startunterlagen für den Marathon und den 5k am Samstag abzuholen. Bereits hier wird das erste mal deutlich, warum New York etwas ganz besonderes ist. Alleine beim Betreten der Expo wird man mit Standing Ovations willkommen geheißen wie sonst bei manch einem Marathon nicht zum Zieleinlauf!
Es gelingt mir problemlos, die zuvor gewählte Transportation Option nochmal ändern zulassen. So werde ich also am Sonntag doch mit den Midtown Bus fahren können und dazu sogar im gleichen Slot wie mein Kumpel Björn und Jan, der sogar den gleichen Startblock zugeteilt bekommen hat wie ich, so dass wir zumindest die Zeit bis zum Start gemeinsam verbringen können.
Natürlich werden auch reichlich Startnummernfotos geschossen und dann geht es ans Shopping. Wenn man schon New York läuft kann man schließlich nicht ohne Merchandising heimfahren!
Den restlichen Tag gibt es dann nur ein kleines Touriprogramm.

Am Freitag geht es mittags zur interAir Manhattan Cruise. Hier treffen wir auch das erste mal Björn, Alex, Claas und Jannis, die schon etwas länger in New York sind und in einem anderen Hotel wohnen.
Nach der netten kleinen Bootsfahrt wollen wir nochmal kurz zur Expo. Die vier Krollas begleiten uns, weil wir anschließend noch gemeinsam zur Nationenparade wollen. Als wir am Columbus Circle ankommen ist die Parade schon fast durch. Aber wir kommen genau richtig, um das große Feuerwerkspektakel zu erleben. Anschließend holen wir noch schnell Pizza für ein improvisiertes Abendessen im Hotel.

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Am Samstag vor dem Marathon steht der 5k Dash to Finish Line von den Vereinten Nationen zum Central Park mit Einlauf im Marathonziel an. Anders als bei vielen anderen Marathons ist das nicht nur ein „Frühstückslauf“, sondern für manch einen ambitionierten Athleten ein richtiger Wettkampf mit Zeitnahme. Wir sechs lassen es aber gemütlich angehen. Matthias ist letzte Woche erst den Frankfurt Marathon gelaufen und wir anderen starten schließlich morgen. Also für alle ein Genusslauf zum Beine lockern!
Ansonsten ist für diesen Tag nicht viel geplant. Schließlich will man einen Tag vor dem Marathon auch nicht zu viel Asphalt treten.
Abends gehen wir klassisch Pasta essen. Dort laufe ich zufällig Björn und Jan über den Weg. Wir verabreden uns für den nächsten Morgen, denn es ist doch schöner gemeinsam den Weg zum Start anzugehen und die lange Zeit bis zum Startschuss zu überbrücken.

Raceday

Mein Wecker klingelt um kurz nach 4 Uhr, bzw. er hätte klingeln sollen. Aber ich bin schon vor dem Wecker wach und komme entsprechend einfach aus dem Bett.
Um 5 Uhr finde ich mich in Björns Hotel ein. Jan ist auch bereits dort und wir machen uns auf den Weg zum Bryant Park. Es ist verrückt wieviele Läufer sich hier bereits eingefunden haben, um zum Start zu fahren, aber das Crowd Handling ist exzellent. Keine Ahnung wie oft wir unsere Startnummern zeigen müssen. Es läuft aber wie geschmiert, nur Jan unser Profi ist mit dem Volkslaufprozedere zwischenzeitlich fast ein wenig überfordert…
Gegen 8 Uhr sind wir endlich im großen Pre-Start Village. Das hat bis jetzt also alles länger gedauert als ich nachher voraussichtlich auf der Strecke sein werde. Verrückt!
Steffi hat sich derweil mit Maria getroffen und die beiden haben gemeinsam ihre „Reise“ zum Start angetreten. Für sie ging es mit der U-Bahn zur Staten Island Ferry und dann, mit Eskorte, an der Freiheitsstatue vorbei, um in Staten Island in einen Bus zum Startbereich zu steigen. Klingt aufwendig, ist es auch. Aber dennoch ein tolles Erlebnis, denn im Fährterminal wurden alle bereits gefeiert als wären sie schon im Ziel. Und genau diese Stimmung macht meiner Meinung nach auch den New York Marathon aus!

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Im Pre-Start Village sehen wir uns nicht mehr, dafür reicht die Zeit nicht. Denn als sie ankommen muss ich mich bereits allmählich Richtung Corral begeben. Lustigerweise treffen sie aber Astrid und Tabea, die einen anderen Slot für die Fähre erhalten hatten.

Bei schönem Wetter, und das haben wir dieses Jahr definitiv auch wieder, ist das Pre-Start Village an sich bereits sehr lohnend und es gibt viel zu entdecken.
Zum einen bekommt man mit Bagels, Kaffee und Wasser ein einfaches Frühstück gereicht, aber besonders interessant ist es, die anderen Läufer zu beobachten. Hier liegt jemand im Bademantel, dort kuschelt sich jemand nochmal in seinen Schlafsack. Nebenan sitzt eine Läuferin mit einem dicken Roman und vertreibt sich die Zeit. Und wer vor dem großen Marathon zu aufgeregt ist kann an einem Zelt ein paar süße Hunde streicheln gehen und somit etwas runterkommen. So ist nur New York!
In jedem Fall wird aber alles was man zum Start mitbringt dort entsorgt bzw. gespendet.
Wir sitzen dort also in unserer kleinen Gruppe und warten auf die erste Welle. Ich habe eine alte Strickjacke, eine Jacke, Jeans und alte Schuhe an, die ich alle vor dem Start hier ablegen werde. Darüber amüsiert sich Jan, der permanent live auf Instagram berichtet. Sehr unterhaltsam!

Schließlich machen wir uns fertig. Ganz entspannt, denn auch an Dixis mangelt es hier nicht. Wir verabschieden uns von Björn, der für Welle 2 geplant ist, und begeben uns in unseren Startblock.
Langsam werden wir zur Startlinie unmittelbar vor der Verrezano Bridge geführt. Wir hören die Nationalhymne und dann geht es los. Zu Frank Sinatras „New York, New York“ gehen die ersten Läufer auf die 26,2 Meilen lange Reise durch die 5 Boros von New York.

Nach dem Start auf Staten Island geht es direkt über die Verrezano Bridge nach Brooklyn. Die ersten Kilometer laufe ich noch mit Jan, aber dann trennen wir uns wie vorher besprochen, denn er will für seinen Podcast aufzeichnen und sub3 laufen. Für mich wäre das aktuell auf dieser Strecke zu ambitioniert. Also lieber etwas lockerer laufen, Stimmung genießen und Spaß haben.

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Zunächst hält sich Stimmung noch ein wenig zurück, steigt aber stetig an, so dass man schon jetzt dazu neigt, auf der sehr welligen Strecke zu überziehen. Bergab läuft es gut und den kurzen Anstieg kann man schon rüberdrücken. Ist doch klar, oder!
Spätestens ab Meile 8 wird es dann mit dem Pacing schwierig, denn die Stimmung eskaliert allmählich. Menschenmassen stehen am Straßenrand und brüllen die Läufer nach vorne. Teilweise wird es so voll, dass die Zuschauer am Straßenrand kaum Platz finden und auf die Straße drücken wodurch es für die Läufer eng wird und man unter Umständen ausgebremst wird. Aber das nimmt man für diese Atmosphäre gerne in Kauf!
Nur selten wird es etwas ruhiger, meistens auf den Brücken in die nächsten Viertel.
Nach Halbmarathon erreicht man Queens. Hier steht auch interAir mit der Fantour. Der Abschnitt durch Queens ist recht kurz, denn schon bei Kilometer 25 befindet man sich mitten im Kampf mit Steffis Endgegner, die Queensboro Bridge nach Manhattan. Vor diesen über 1,5 Kilometern bergauf habe ich großen Respekt. Entsprechend wohl dosiert gehe ich diesen Abschnitt an und werde von vielen überholt. Aber es lohnt sich. Mit relativ frischen Beinen biege ich auf die 1st Avenue ein.
Stimmungsvoll geht es weiter Richtung Bronx. Ein Blick auf die Uhr und kurzes Rechnen ergibt, dass ich eigentlich deutlich unter 3:15 bleiben müsste. Das wäre super. Also weiter und für ein paar Kilometer in die Bronx. Die großen Menschenmassen sieht man hier nicht, aber die Party ist kaum schlechter.
Zurück in Manhattan geht es eigentlich nur noch die 5th Avenue hinunter bis zum Central Park. Nur? Auf keinen Fall. Gefühlt geht es nur bergauf. Aber ganz ehrlich, das macht nichts. Die Zuschauermassen und damit die Stimmung steigt mit jedem Schritt an. Es ist der Hammer und als es für die letzten Kilometer nochmal in den Central Park geht ist der Teufel los. Auf manchen Abschnitten habe ich durch die vielen Zuschauer kaum Platz zum Laufen und dabei ist in New York das Läuferfeld bei 3 Stunden nicht so dicht wie zum Beispiel in Berlin.
Von Emotionen getragen geht es nochmal kurz aus dem Central Park raus und zum Columbus Circel. Von hier sind es dann nur noch ein paar Hundert Meter bis ins Ziel.
Nach 3:12:03 erreiche ich das Ziel. Ich bekomme meine Medaille, einen Beutel mit Zielverpflegung und den Poncho.

Dann beginnt der lange Weg aus dem Zielbereich heraus. Es hat etwas von der Zombie Apokalypse. Schweigend schlurfen die Massen einheitlich in ihre Ponchos gekleidet vor sich hin.
Ich versuche über die App Steffis Zwischenzeiten abzurufen, aber dafür ist das Netz zu überlastet. Zum Glück funktioniert WhatsApp und meine Mama hält mich auf dem Laufenden. Es dauert fast 45 Minuten bis ich beim interAir Treffpunkt bin. Dort treffe ich unter anderem Jan und nach ein paar Fotos machen wir uns bald auf den Weg ins Hotel.

Mein Plan ist es, schnell zu duschen und wieder zum Treffpunkt zu gehen, um Steffi abzupassen. Die Zeit müsste ausreichen. Sie ist zwar im Bereich ihrer Bestzeit unterwegs, aber da sie in Welle 3 gestartet ist habe ich etwas Puffer.

Zurück beim Treffpunkt werde ich am Eingang von einem NYPD Officer eher alibimäßig kontrolliert. In erster Linie freut er sich, mit seinem Metalldetektor meine Medaille zu scannen, die ich natürlich wie es sich gehört offen trage!
Kurz hinter dem Eingang treffe ich auf Björn, der mit seiner Family gerade auf dem Weg zum Hotel ist. Wir tauschen uns kurz aus. Auch er hatte einen tollen Marathon.

Ich muss nicht all zu lange auf Steffi warten. Bis dahin unterhalte ich mich nett mit Herbert. Schließlich steht Steffi strahlend vor mir. Mit 4:17:14 ein tolles Ergebnis und nur knapp langsamer als vor wenigen Wochen in Berlin! Bedenkt man die Strecke, so ist dieses Ergebnis womöglich sogar höher einzuschätzen als die Bestzeit in Berlin.

Wir warten noch auf die 4 Krollas und machen uns dann gemeinsam auf den Rückweg zum Hotel.
Am Abend steht dann noch die interAir After Marathon Party an. Am Ende fallen wir mit Astrid, Matthias, Achim und Jan als letzte aus dem Pub und ein toller Marathontag geht zu Ende.

Es folgen noch 3 Tage mit New York Touriprogramm bevor es wieder nach Hause geht.

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Der New York Marathon war ein tolles Event! Eigentlich ist die Strecke gar nicht toll. Sehenswürdigkeiten sieht man nicht, da haben Berlin oder auch London mehr zu bieten. Schnell ist die Strecke auch nicht. Permanent geht es hoch oder runter und dann die Brücken. Besonders Verrezano und Queensboro Bridge haben es in sich und auch 1st Avenue, 5th Avenue und Central Park sind echt hart. Was macht New York dann so besonders? Ganz klar, die Stimmung! Zum einen ist die Atmosphäre an der Strecke gigantisch, aber auch wie bereits erwähnt bei der Expo oder im Fährterminal geht es zur Sache. Hinzu kommt die Stimmung nach dem Marathon. In New York trägt man die Medaille auf jeden Fall noch am Montag und ständig wird einem gratuliert. Am Sonntag Nachmittag brüllte mir auf dem rappelvollen Times Square von weitem jemand ein „Congrats!“ und boxte sich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Massen, nur um mit mir abzuklatschen.
So etwas erlebt man nur in New York!!!

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