Ironman Copenhagen

Pre Race

Nach dem Ironman Klagenfurt stand für mich mit dem Ironman Copenhagen das zweite Triathlon-Highlight des Jahres an. Warum Kopenhagen? Nun, Kopenhagen ist eigentlich immer eine Reise wert. Zudem fasste ich den Entschluss zu einer weiteren Langdistanz Ende 2022 als unsere Urlaubsplanung bereits abgeschlossen war, der Termin für das Rennen in Kopenhagen aber noch realisierbar war. Erst nach der Anmeldung betrachtete ich die Strecken genauer und mir fiel auf, dass ich eigentlich keine Vorstellung hatte, wie es im Kopenhagener Umland aussehen könnte. Aber das würde ich auf der Radstrecke sehen, denn natürlich geht es nicht 180km durch die Stadt. Wenn man die Zeiten aber näher betrachtete war klar, dass es offensichtlich ein insgesamt sehr schneller Kurs sein musste. Somit lautete nach dem Ironman Klagenfurt das Ziel sub10.

Das Training seit Klagenfurt Mitte Juni lief nahezu perfekt und die gute Aussicht auf ein sub10 Finish verfestigte sich in der Race-Week.
Am Freitag flogen wir nach Kopenhagen. Eigentlich etwas knapp, hatten wir uns zuletzt doch angewöhnt lieber drei Tage vor dem Wettkampf anzureisen, um stressfrei alle Erledigungen wie Registration, Bike-Check, Aktivierung und die unmittelbare Wettkamofvorbereitung zu erledigen. Doch durch die späte Aufnahme dieses Events in unseren Jahresplan ging es nunmal nicht anders.
Immerhin hatten wir die Buchung so gestalten können, dass wir bereits mittags in Kopenhagen ankamen und auch schnell und unproblematisch unser Hotel in der Nähe zur Laufstrecke und zum Zielbereich erreichten. Direkt ging es weiter zum Amager Strandpark, wo das Ironman Village aufgebaut war und am Sonntag auch der Start sein würde.
Die Registration war schnell erledigt und natürlich ging es auch ins Merchandise Tent. Dann noch etwas mit der Umgebung (Schwimmstrecke und T1) vertraut machen und ansonsten flott zurück ins Hotel. Es galt noch das Fahrrad aufzubauen. Zum Glück hatte es den Transport gut überstanden, jedesmal wieder nervenaufreibend. Am Abend gab es noch einen kleinen Lauf durch die Kopenhagener City und meine Vorfreude auf den Lauf am Sonntag wuchs. Das würde ein tolles Erlebnis werden!

Bild konnte nicht geladen werden

Der Samstag war von üblichen Pre-Race Abläufen geprägt. Zunächst wurden die Wechselbeutel gepackt und später machte ich mich auf den Weg zur Wechselzone zum Bike und Bag Check-In. Die Strecke raus zum Amager Strandpark nutze ich auch gleich für einen Bike Check und zur Aktivierung für den Renntag. Alles funktionierte einwandfrei.
Steffi nutze derweil die Zeit, um noch ein paar Trainingseinheiten für die anstehende 70.3 WM zu absolvieren. Am Vorabend hatte sie bereits eine Laufrunde durch die Stadt und zu ein paar Sehenswürdigkeiten gedreht, heute stand der Besuch in einem der vielen im Wasser abgetrennten Schwimmbereiche an. In einem 75m Becken zog sie bei kostenfreiem Eintritt ein paar Bahnen.
Am Abend ging es natürlich früh ins Bett denn der Wecker sollte am Renntag um 4:45 Uhr klingeln.

 

Raceday

Nach einem schnellen Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Metro, um zum Start zu fahren. Der Zug war überraschend voll und wir hatten Mühe in den Wagen zu kommen. Leider wurde das die nächsten Stationen nicht besser, so dass die automatischen Türen streikten. Der Zug stand still. Es dauerte immer eine Weile bis ein Mitarbeiter der Metro das Problem löste und der Zug weiterfahren konnte. Einige Athleten wurde durch die Verzögerung bereits ungeduldig, doch eigentlich hatten wir genug Zeit eingeplant und somit blieb mein Stresslevel niedrig.
An der Wechselzone angekommen wurde das Rad schnell rennfertig gemacht und der After Race Beutel abgegeben. Also nur noch den Neo anziehen und es konnte losgehen. Die restlichen Sachen und die Luftpumpe konnte ich Steffi mitgeben.

Swim

Die Bedingungen waren top. Knapp über 20 Grad Wassertemperatur, keine Wellen, keine Strömung und das leicht salzige Brackwasser spielte mir auch in die Karten. Zudem hatte ich einen neuen Neo, mit dem ich bei einem kurzen Testschwimmen eine Woche zuvor gute Splits geschwommen bin. Nur die Wasserpflanzen, die regelmäßig in den Händen, an der Uhr oder an der Brille hängen blieben waren etwas lästig. Die 500m Splits machten zudem weiter Mut.
Nach etwa der Hälfte standen um mich herum plötzlich alle auf und wateten durchs Wasser. Hier war es nur etwas über knietief. Allerdings ist man bei der Wassertiefe zu Fuß auch nicht besonders schnell unterwegs und so schwamm ich erstmal weiter. Und tatsächlich war ich deutlich schneller als die anderen. Dann erinnerte ich mich an Schwimmstarts der Pros, die zu Beginn häufig mit Hechtsprüngen starten. Ich stand also auf und setzte zu Hechtsprüngen an. So kam ich nochmal deutlich schneller voran, bevor das Wasser wieder tiefer wurde und ie restlich Strecke „regulär“ geschwommen wurde.
Die guten Bedingungen bescherten mir einen Swim-Split von 1:15:17. Damit war ich super zufrieden und mein sub10 Ziel erschien möglich.

Also rein in die Wechselzone und schnell aufs Rad. Das dachte ich zumindest, doch als ich meinen Neo in den Wechselbeutel stopfte wurde mir plötzlich schwindelig und etwas übel. Das hatte ich so noch nicht erlebt. Ich schenkte dem ganzen aber erstmal keine große Aufmerksamkeit sondern sah lieber zu, möglichst schnell zu meinem Rad zu kommen. Zum Glück legte sich das Unwohlsein auch umgehend wieder.

Bike

Das gute Gefühl, das ich nach dem Schwimmen hätte haben sollen stellte sich auf dem Rad erstmal nicht ein.
Es war feucht und die Wassertropfen auf meinem Visier sorgen für schlechte Sicht. Zudem waren viele Pfützen auf der Straße und sehr schlechter Fahrbahnbelag sorgte für wenig Fahrspaß. Als es allmählich aus der Stadt herausging besserte sich das zum Glück.
Plötzlich ein Schreckmoment und vor meinem inneren Auge sah ich mich schon auf dem Asphalt liegen. Als ich gerade einen Athleten überholte rannte plötzlich ein kleiner Hund an einer Leine auf die Straße. Nach rechts ausweichen? Keine Chance, da war der andere Athlet und ich wäre voll in die Leine gefahren. Nach links? Ebenfalls keine Option, denn dort war die Strecke mit einer Flatterleine abgesperrt. Zum Glück reagierte das Frauchen gut und riss an der Leine. Der kleine Hund flog in einem Bogen zurück und alle kamen mit dem Schrecken davon. Da hätte mein Rennen auch schon nach wenigen Kilometern vorbei sein können.

Bild konnte nicht geladen werden

Es lief nicht rund. Die angezeigten Wattwerte passten so gar nicht zum Gefühl in den Beinen. Also beschloss ich mehr auf mein Körpergefühl zu hören. Vielleicht stimmte ja auch etwas nicht mit der Kalibrierung.
Ich fühlte mich jedenfalls nicht wohl. Genauer gesagt war ich extrem gestresst. Denn zusätzlich standen alle hundert Meter Athleten am Fahrbahnrand und wechselten Reifen. Teilweise bildeten sich kleine Grüppchn von bis zu fünf leuten, die gemeinsam ihre Räder reparierten und selbst die Kampfrichter waren mehr mit Reifenwechsel beschäftigt als sich um die Athleten im Rennen zu kümmern. Hoffentlich würde das gut gehen. Aber ich hatte relativ neue Reifen drauf und musste einfach auf mein Tubeless vertrauen.
Durch die Nässe war es teilweise auch recht rutschig und ich musste mehrer Stürze sehen oder hören. Kein Wunder, dass sich nicht der übliche Spaß einstellen wollte.

Trotzdem versuchte ich, die Radstrecke etwas zu genießen und freute mich auf den Geels Bakke. Auch wenn sonst entlang der Radstrecke wenig Stimmung war, hier war dann doch ein wenig Party angesagt.

Nach gut drei Stunden besserte sich dann mein Gemütszustand. Zum einen kam die Sonne raus, zum anderen erkannte ich, dass die Geschwindigkeit trotz der vermeintlich niedrigen Leistung gut war. Also dran bleiben. Der Glaube an ein sub10 Finish kehrte allmählich zurück.
Als es wieder zurück in die Stadt ging war ich mir sicher, dass ich einem guten Bike-Split entgegenfuhr. Letztlich kam ich nach 5:06:03 auf dem Rad in die zweite Wechselzone.

Run

Die Uhr zeigte 6:30:17 als es auf die Laufstrecke ging. Rund um die Wechselzone herrschte eine grandiose Stimmung. Auf den 4 Runden plus dem extra Weg ins Ziel würde ich hier fünf mal vorbeikommen und mir huschte ein Lächeln übers Gesicht. Ich erblickte Steffi in den Zuschauern und sie rief mir zu, dass ein 3:30 Marathon reichen würde. Jetzt musste ich mir die sub10 eigentlich nur noch abholen. Reine Formsache? Nein, es war immer noch ein Ironman und es konnte viel passieren.
Schnell sondierte ich meine Strategie für den Lauf. Im Vorfeld hatte ich mir eine 4:30 Pace als All-out Plan zurechtgelegt. Zudem war ich mir sicher, dass eine 5:00 Pace immer funktionieren würde. Also wählte ich ein kontrolliertes Tempo. Nicht volles Risiko, nicht dass man doch noch platzt und die sub10 verspielt. Aber auch nicht bummeln. Der Marathon würde am Ende eh schmerzen, dann kann man auch zügig laufen und es ist schneller vorbei.

Bild konnte nicht geladen werden

Es sollte daher möglichst unter 4:45 bleiben, aber nicht schneller als 4:30. Damit hatte ich mir ein recht breites Band abgesteckt, aber die Hauptsache war ich fühlte mich gut und würde mir mein sub10 Finish erfüllen.
Die Taktik ging auf. Ich kam flüssig ins Laufen. An den Wendepunkten war es stimmungsmäßig immer etwas ruhiger, aber kaum näherte man sich dem Bereich um Wechselzone und Ziel so stieg der Geräuschpegel enorm an. Ich hatte nahezu den kompletten Lauf Spaß. Das lag vermutlich auch daran, dass die angepasste Verpflegungsstrategie aufging und ich auch immer wieder Steffi am Streckenrand entdeckte. Jedesmal tauchte sie wieder woanders auf und feuerte mich an. So kam immer wieder Abwechslung rein und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen.
Der Marathon verlief wie im Flug. Irgendwann erkannte ich, dass sogar 5:30 für sub10 reichen würde. Da meine Pace aber kontinuierlich schneller als 4:45 war war ich mir sicher, dass es reichen würde. Kurze überlegte ich sogar, ob noch die 9:45:00 zu knacken waren. Aber dafür hätte ich einen längeren Endspurt anziehen müsse.

Schließlich durfte ich in den Zielkanal einbiegen. Nach 9:46:33 überquerte ich die Ziellinie!
Wahnsinn! Mein Ziel sub10 sogar deutlich unterboten und eine neue PB!

Bild konnte nicht geladen werden

 

After Race
Bild konnte nicht geladen werden

Hinter dem Ziel traf ich mega zufrieden Steffi und wir tauschten unsere Erlebnisse aus. Nach gemütlicher Zielverpflegung ging es zum Bike Check-out und zurück ins Hotel.
Am Abend holten wir uns zur Belohnung noch eine leckere Waffel im Nyhavn und schauten nochmal bei der kleinen aber stimmungsvollen Finishline Party vorbei.

Am nächsten Tag besuchten wir natürlich die Slot Allocation, man kann ja nie wissen. Schnelle wurde aber klar, dass es keinen Kona-Slot für mich geben würde. der dritte und letzte Slot in meiner AK ging an Platz 7. Ich war 26. Wirklich Hoffnung hatte ich im Vorfeld eh nicht und die Enttäuschung war kaum vorhanden. Vielmehr bestätigte es mich, dass ich am Vortag für den Lauf die richtige Taktik gewählt hatte. Vielleicht wären mit mehr Risiko noch ein paar Minuten drin gewesen, aber sicherlich nicht die erforderliche halbe Stunde.
Also alles richtig gemacht. Ich hatte einen tollen Ironman mit einer super Zielzeit!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert