IRONMAN World Championship Hawaii
Pre Race
Da waren wir also. Raceday bei der Ironman WM in Kona. Und ich durfte tatsächlich an den Start! Das Halskratzen der letzten Tage war nicht schlimmer, sondern sogar etwas schwächer geworden und so stand meinem Finish auf Hawaii nichts mehr im Wege. Nur noch 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,2km Laufen. 😅
In den letzten Tagen hatten wir überhaupt erst erfahren, wie besonders dieser Start wirklich war. Es waren diesmal nämlich nur 1676 Frauen am Start (2023 waren es noch 2100 gewesen). Ironman hatte die Startplätze offenbar reduziert, um die Qualität der WM hoch zu halten. Heißt, ich hatte ein Riesenglück, da bei der Qualifikation gerade noch mit hineinzurutschen! Heißt auch, ich war mit Sicherheit eine der schwächsten Athletinnen auf der Insel. Aber umso geehrter fühlte ich mich, Teil des Rennens zu sein!
Um 4:15 Uhr ging der Wecker, um
Als ich in die Wechselzone kam, war schon eine lange Schlange beim Bikeservice. Vermutlich einige geplatzte Schläuche, was in den Wechselzonen oft passiert, wenn man vergisst, in der Hitze die Luft aus den Reifen zu lassen.
An meinem Rad war zum Glück alles in Ordnung. Also schnell Luft in die Reifen, Verpflegung, Wasser und Tacho ans Rad und dann war ich eigentlich auch schon fertig. Ich blieb aber noch kurz, um die Stimmung aufzusaugen. Ich auf dem Pier in Kona. Als Teilnehmerin! 🥹
Dann machte ich mich auf den Weg vor das King Kamehameha Hotel zu Sven, der mir noch etwas Bananabread für ein zweites Frühstück besorgt hatte. Wie gesagt, es galt noch etwas Zeit zu überbrücken und die Speicher sollten gut gefüllt sein. Jedoch konnte ich nicht wirklich gut essen. Die Aufregung war wirklich groß!
Mein Ziel für dieses Rennen war gar nicht „zu racen“, sondern ich wollte es einfach nur sicher ins Ziel bringen – was bei den vorherrschenden Bedingungen schon schwierig genug werden würde. Ich hatte einen Mordsrespekt!
Die Teilnahme bei der Ironman WM in Hawaii war für mich eine einmalige Chance, eine erneute Qualifikation in den nächsten Jahren ist höchst unwahrscheinlich und so war ein DNF für mich absolut nicht akzeptabel!
Dass meine AK die letzte Startgruppe war, die auf die große Reise gehen würde, gefiel mir nicht. Aber man hat ja keine Wahl. Der Unterschied zu den Profis oder auch den ersten Altersklassenathleten war enorm. Die Profis starteten um
Nachteil der späten Startzeit war, dass die Sonne schon höher stehen würde, wenn ich aufs Rad steige, dass der Wind über den Tag meist zunimmt und dann gab es noch eine Sache, die ich vor dem Start nicht erwartet hatte -vor allem nicht bei einer WM- denn es waren nicht mehr alle Sachen an allen Verpflegungsstationen verfügbar. Und das sowohl auf dem Rad als auch auf der Laufstrecke.
Der einzige Vorteil des späteren Starts war, dass ich erst nach Sonnenuntergang im Energy Lab ankommen würde. Na immerhin.
Das Schwimmen sollte für mich kein großes Hindernis darstellen. Ich bin ein sicherer Schwimmer – egal bei welchen Bedingungen – und würde auch mit dem Cut-Off keinesfalls ein Problem bekommen. Es sollte nur möglichst viel Puffer zum Cut-Off von 2:20h werden, da ich durch die letzte Startgruppe direkt von den intermediate Zeitlimits auf der Strecke betroffen war und ich auch noch genug Zeit für eine eventuelle Radpanne haben wollte, ohne gleich Stress zu bekommen.
Um 7:15 Uhr ging ich in Richtung Startaufstellung und konnte mir dort hautnah den Wechsel der ersten Profi Frauen anschauen. (Ok, noch ein Vorteil der späten Startzeit.)
Dann musste ich mich von Sven an der Absperrung verabschieden und es ging in die Startaufstellung.
Schwimmen
Zehn Minuten vor unserem Startschuss ging es ins Wasser. Dann zur Startlinie vorschwimmen. Die Temperatur war sehr angenehm, nur gab es heute zum ersten Mal in dieser Woche ganz schöne Wellen.
Beim Massenstart versuchte ich mich aus allen Gemengen herauszuhalten und auch später ging ich zu keiner Zeit ein Risiko ein, einen Tritt abzubekommen, der mein Rennen schlimmstenfalls frühzeitig beenden könnte. Das funktionierte ganz gut und ich war trotzdem nicht langsam unterwegs. Die Bojen zur Orientierung waren gut sichtbar, nur kam irgendwie immer wieder Wasser in meine Brille, so dass ich mich mehrmals auf den Rücken drehen musste, um sie kurz zu leeren.
Schneller als gedacht war ich am Wendepunkt, der durch zwei große Boote markiert war. Dann ging es schon wieder zurück Richtung Pier.
Einige Starterinnen berichteten danach, dass sie Delphine gesehen hatten. Das war mir leider nicht vergönnt. Aber ich hatte von Anfang bis Ende ein schönes entspanntes Schwimmen und kam wirklich frisch aus dem Wasser. Ein super Start in den langen Tag!
In der Wechselzone spülte ich zuerst das Meersalz gründlich ab, um Scheuerstellen möglichst zu vermeiden. Anders als sonst cremte ich mich auch nochmal überall mit Sonnencreme ein. Alles andere war aber wie gewohnt.
Gut gelaunt ging ich auf die Radstrecke.
Radfahren
Mein Plan für das Radfahren war, nicht zu viel zu investieren, damit am Ende noch genug Energie für ein sicheres Finish vorhanden ist. Die Zeit war mir wirklich egal. Nach der Testfahrt am Montag rechnete ich aufgrund des Windes ungefähr mit einer Geschwindigkeit von nur circa 25km/h, was dann zu einer Zeit von knapp über 7 Stunden führen würde. Also nicht verrückt machen lassen, das wird definitiv ne Weile dauern.
Erst ging es schnelle zehn Kilometer durch Kona, dann hinaus auf den Highway Richtung Hawi. Anfangs sogar ohne Wind und mit bedecktem Himmel. Leider kam die Sonne kurz später aber doch heraus und es brannte auf den Asphalt. Die Hauptaufgabe während des Rennens bestand aus guter Verpflegung und darin, den Körper möglichst oft herunterzukühlen. Also an jeder Verpflegungsstation, die ca alle 20 Kilometer kamen, einmal Wasser im Trinksystem nachfüllen, einmal Wasser über den Kopf, Rücken und die Beine und einen Schluck Cola. Dazu alle 20 Minuten einen großen Schluck aus der Gelflasche und alle 40 Kilometer eine Salztablette.
Bald ergab sich bei meiner Verpflegungsstrategie ein Problem, denn aufgrund meiner späten Startzeit und dadurch, dass ich nicht die schnellste Radfahrerin bin, waren die Verpflegungsstationen nicht mehr so gut bestückt. Oft war nur noch am letzten Tisch eine Flasche Wasser zu bekommen und von dort reichte die Distanz zum Ende der Littering Zone nicht mehr zum Auffüllen und Kühlen, bevor die Flasche wieder weggeworfen werden musste. Flaschen mitzunehmen war relativ sinnlos, da es handelsübliche Wasserflaschen anstatt Fahrradflaschen waren, die leicht aus dem Flaschenhalter fallen.
Da ich außerdem Angst hatte, dass an einer Verpflegungsstation dann vielleicht auch mal gar kein Wasser mehr erhältlich sein könnte, blieb ich mehrere Male komplett stehen, um meine Fahrradflasche zusätzlich zum Trinksystem aufzufüllen. Die wäre später zum Kühlen zwar zu warm, aber immerhin hatte ich immer ausreichend Trinkwasser.
Der Umstand ärgerte mich ziemlich. Eine WM und dann trotzdem keine Fahrradflaschen?! Und zu wenig Verpflegung, als dass es bis zur letzten Teilnehmerin reichen würde?! (Und die letzte war ich ja bei weitem nicht.)
Leider zog sich das nicht nur auf der Radstrecke, sondern auch später über die Laufstrecke durch.
Ich kam trotzdem gut voran, hatte zwar leichte Bauchschmerzen, aber ansonsten ging es mir gut. Ich war sogar schneller unterwegs als geplant. Im Schnitt ca
Die letzten zehn Kilometer vor Hawi ging es dann bergauf. Nicht steil, aber plötzlich war da dieser Wind! Man musste richtig dagegen ankämpfen. So kroch ich im Schneckentempo Richtung Wendepunkt.
Es war ziemlich kräftezehrend und ich war froh, als ich in Hawi angekommen war.
An der Verpflegungsstation dort kamen sofort drei Volunteers auf mich zugelaufen, um mir sofort alles zu geben, was ich brauchte. Auch wenn alle Volunteers an dem Tag tolle Arbeit machten, war das dort oben schon außergewöhnlich und ich fand diese unglaublich positive Stimmung in Hawi richtig toll! (Und hier war auch noch alles vorhanden.)
Ich freute mich jetzt auf den Rückweg nach Kona. Der war zwar auch wellig, aber es ging mehr runter als rauf und die ersten zehn Kilometer ging es durchgehend bergab. Und das ja voraussichtlich auch noch mit Rückenwind.
So war es dann auch. Die Kilometer flogen nur so dahin. Aber am Ende der Abfahrt verschwand auch der Rückenwind. Schade.
Noch unerfreulicher war, als kurz später der Mumuku von der Küste her wehte, der mir jetzt auf dem restlichen Rückweg entgegenblies. Der war auf dem Hinweg noch nicht da. So zog sich der Rückweg doch etwas länger als gedacht.
Erst die letzten Kilometer, nach einer Linkskurve am Flughafen, hatte ich wieder etwas Rückenwind und flog in Richtung Wechselzone.
Ich war zwar lange unterwegs, hab das Radfahren aber gut überstanden und nicht zu viel investiert. Genau wie geplant.
Ob der Plan am Ende gut war, weiß ich nicht genau. Ich bin mit sehr frischen Beinen auf die Laufstrecke gekommen, allerdings war der Rest des Körpers nicht in bestem Zustand. Vielleicht war ich durch die längere Radzeit einfach schon zu lange in der Sonne und hätte dann lieber doch etwas mehr auf dem Rad investiert, um die Zeit etwas zu verkürzen. Wer weiß…
Sollte sich die Chance überraschenderweise doch noch einmal in meinem Leben bieten, würde ich das dann so versuchen.
In der Wechselzone kümmerte sich sofort eine Helferin um mich. Warf mir gleich zwei eisgekühlte Handtücher über Kopf und Schultern und half mir mit meinem Beutel. Richtig gut!
Ich legte einen kurzen Dixistopp ein (auf dem Rad kann ich das einfach nicht), cremte nochmal das Gesicht ein und los ging’s auf den abschließenden Marathon.
Lauf
Mit deutlich frischeren Beinen als noch acht Wochen zuvor in Kalmar ging es also auf die Laufstrecke.
Ich kam richtig gut ins Laufen, auch wenn es direkt nach der Wechselzone gleich erstmal bergauf ging. Die ersten zehn Kilometer ging es über den immer leicht welligen Ali’i Drive, dann die steile Palani Road hinauf zum Highway. Ich hatte mir fest vorgenommen, bis zur Palani Road locker durchzulaufen und dann pünktlich zum Sonnenuntergang irgendwo auf dem Highway zu sein.
Das funktionierte auch genau so. Gegangen wurde nur an den Verpflegungsstationen und dann -wie geplant- die Palani Road hinauf, da die mir eh zu steil zum Laufen war. Allerdings wurde mir dort auf einmal ziemlich schwindlig. Hoffentlich macht der Kreislauf nicht schlapp! Es waren ja noch gut 30 Kilometer zu absolvieren.
Oben angekommen trabte ich wieder an. Demnächst würde ich ja auch am Hannes Hawaii Tours Hotspot vorbeikommen und Sven wieder sehen. Das Laufen war ok, aber ich merkte, dass es nicht mehr so einfach war, wie noch kurz zuvor. Die Beine noch immer super, aber der Rest…
Der Hotspot hatte seinen Namen verdient! Da war richtig was los! Dann aber sollte es ruhig werden, bis ich kurz vor Schluss wieder hier vorbeikommen würde.
Ein paar Kilometer später hatte ich vom Highway aus den besten Blick auf den Sonnenuntergang – und kämpfte mich weiter vorwärts.
Inzwischen war Sven mit dem Rad zu mir gestoßen. Er durfte nicht nebenher fahren, aber fuhr immer wieder vorbei, wartete auf mich, machte Fotos und feuerte mich an und fuhr dann wieder ein Stück vor.
Mir ging es inzwischen deutlich schlechter und auch, wenn er mir nicht richtig helfen konnte, war ich froh, dass ich nicht ganz alleine war.
Es war inzwischen stockdunkel und mir war richtig schwindlig. Ich verpflegte mich zwar immernoch gut, aber irgendwie reichte der Zucker nicht mehr, um wieder in die Spur zu kommen. So war erstmal Gehen statt Laufen angesagt. Vielleicht wird es ja wieder besser!
Das wurde es, aber erst nach einer Weile. Währenddessen musste ich immer wieder an Sarah True denken, die vor ein paar Jahren in Frankfurt in Führung liegend kurz vor dem Ziel noch umgekippt war. Von den Ereignissen im Profirennen des heutigen Rennens wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nichts. Mein oberstes Ziel war aber, auf jeden Fall zu finishen, also lieber gut in sich hineinhören und rechtzeitig rausnehmen!
An der Einmündung zum Energy Lab ging es dann aber wieder. Ich kam wieder in einen lockeren Laufschritt und konnte den bis ganz unten zum Wendepunkt und sogar weiter bis zum Special Needs halten. Dort sammelte ich meine Lampe und den altbewährten Zaubertrank (eine Koffeinmischung) ein. Die konnte ich aber nicht direkt trinken, da mir gerade nicht so gut war. Also erstmal wieder Gehpause.
Am Ausgang des Energy Labs traf ich wieder auf Sven, der auf mich gewartet hatte (im Energy Lab selbst, sind keine Zuschauer erlaubt), und es ging wieder auf den Highway zurück Richtung Kona.
Es zog sich, aber ich kam dem Ziel immer näher. Ich joggte und ging dazwischen wieder. So ging es den meisten hier. Inzwischen war ich beim Gehen auch besser geworden. Über
Im Nachhinein finde ich es etwas schade, dass ich das nicht besser hinbekommen habe, aber wenn ich mich an das Gefühl in dem Moment zurück erinnere, kann ich wirklich froh sein, dass mein Körper das wenigstens noch so auf die Reihe bekommen hat. Das hätte auch anders ausgehen können.
In Kona zurück war es dann nicht mehr weit. Die Palani hinunter, links auf den Kuakini Highway, rechts auf die Hualalai Road und dann auf den Ali’i Drive, von wo man schon das Ziel hören konnte.
Finish
Jetzt, da ich wusste, dass ich das auf jeden Fall schaffe, konnte ich es endlich wieder genießen! Die Banyan Trees waren mit Lichterketten geschmückt und so wunderschön! Und dann lief ich auch schon in den mit Teppich ausgelegten Zielkanal. Plötzlich hatte ich wieder Energie und lief noch schnell an einer Teilnehmerin vorbei, die wohl noch etwas länger brauchen würde, um den Zieleinlauf für mich alleine zu haben.
Die letzten Meter waren purer Genuss! Ein Finish bei der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii – ein Traum wird wahr!
Zum Glück wusste ich vorher nicht, wie hart das heute für mich werden würde, denn das war wirklich brutal! Kona war nicht zimperlich mit mir. Aber das Gefühl beim Zieleinlauf war es definitiv wert!