Ironman Florida
Nach dem Negativerlebnis beim Ironman Hamburg letztes Jahr, war ich nicht ganz sicher, ob ich es noch einmal mit der Langdistanz versuchen sollte. (Ganz kurz stand sogar vor lauter Frust im Raum, ob ich das mit dem Triathlon einfach komplett abhake.)
Dass ich beim Ironman Florida doch wieder an den Start gegangen bin, ist hauptsächlich meinem Partner HOKA zu verdanken, der mir den Startplatz dafür zur Verfügung gestellt hat. Das muss man natürlich nutzen, vor allem, wenn man das Rennen eh schon mal auf seiner Watchlist hatte. Und, um es schonmal vorweg zu nehmen, ich habe es definitiv nicht bereut!
So ging es also Ende Oktober, etwa eine Woche vor dem Rennen, ab in die USA. Die Anreise erfolgte über Atlanta und von dort ging es mit dem Auto weiter nach Panama City Beach. Am Montag Nachmittag kamen wir dort in unserem Hotel an.
Damit hatte ich ausreichend Vorlauf zum Rennen am Samstag, um mich an die Temperaturen zu gewöhnen und den Jetlag loszuwerden. Wobei uns der für die frühe Weckzeit am Renntag ja sogar entgegenkam. Also auch nicht zu sehr anpassen!
Die nächsten Tage standen noch ein paar lockere Sporteinheiten an, dazu natürlich noch die Startnummernabholung und das Racebriefing und auch beim HOKA Shakeout Run waren wir dabei. Mein Hauptaugenmerk lag aber auf der Erholung. Die Woche vor der Abreise war recht anstrengend und auch die Anreise selbst ist ja immer Stress für den Körper und ich wollte auf jeden Fall ausgeruht an den Start gehen.
Sven unterstützte mich dabei, wo er nur konnte. Das ist immer der Vorteil daran, wenn nur einer von uns am Start ist. Der andere kann dann jeweils alle nötigen Erledigungen übernehmen und den Starter entlasten.
So klappte alles in der Rennwoche ganz wunderbar und ich war am Renntag fit. So fit man eben morgens um halb fünf sein kann.
Das Hotel war nahe zur Wechselzone und zum Schwimmstart (und auch zum Ziel, was sich später noch als sehr nützlich erweisen würde). So ging ich morgens erst zur Wechselzone, dann gab es ein kleines Frühstück im Hotel und dann ging es schon fertig im Neo Richtung Start.
Vor dem Schwimmen hatte ich diesmal -obwohl ich ein sicherer Schwimmer bin- etwas Respekt. Das erste Mal beim Schwimmen im Meer, dass die Schwimmstrecke nicht in einer geschützten Bucht lag. Die ganze Woche über waren dort sehr hohe Wellen und die rote Flagge war gehisst. Das wirkte schon irgendwie beunruhigend.
Die Angst, dass beim Schwimmen Haie in der Nähe sein könnten, hatte sich bei den kurzen Schwimmeinheiten in der Vorwoche verflüchtigt (auch wenn das grundsätzlich in Florida durchaus möglich wäre). Eine realistischere Gefahr waren Quallen. Ein paar Athleten hatten wohl in den Tagen vor dem Rennen welche gespürt. Deswegen hatte ich mit Essig im Wechselbeutel vorgesorgt. Das würde im Fall der Fälle den Schmerz lindern.
Auch am Rennmorgen war die rote Flagge gehisst. Durch die vielen Menschen am Strand und die freudige Stimmung, die dort herrschte, war das Ganze aber irgendwie gar nicht mehr bedrohlich und es stellte sich sogar etwas Vorfreude ein.
Ich verabschiedete mich von Sven und reihte mich in die Startaufstellung ein.
Um 6:45 Uhr fiel der Startschuss, mit dem Rolling Start lief ich dann kurz vor
Zwei Runden mit einem langen Australian Exit zwischendurch waren zu absolvieren.
Dabei war der Weg gegen die Wellen nach draußen schön gleichmäßig zu schwimmen, am Wendepunkt und auf dem Rückweg gab es dann irgendwelche komischen Strömungen, die das Schwimmen sehr unruhig machten. Aber es war noch ok. Der Australian Exit mit den hohen Wellen war dann wieder etwas knifflig. Das Surfen mit den Wellen und das Timing beim Aufstehen zum Rauslaufen könnte man sicherlich noch verbessern.
Beim Exit gab es sofort einen Becher Wasser in die Hand, um den Mund vom Salz auszuspülen und dann ging es nach ein paar Metern am Strand auf die zweite Runde, die etwas voller war als die erste, da man jetzt ja auch langsamere Schwimmer vor sich hatte.
Trotzdem war die Stimmung beim Schwimmen nicht hektisch. Es gab keine Tritte und Schläge, sondern alle waren äußerst rücksichtsvoll. Sehr angenehm!
Kraftmäßig ging es mir bis zum Schluss gut – was aber auch daran lag, dass ich nicht an mein Limit ging. Der Tag war noch so lang und ich wollte die Sache vorsichtig angehen und nicht übertreiben.
So kam ich nach 3,8 Kilometern relativ erholt aus dem Wasser und machte mich auf den langen Weg in die Wechselzone.
In der Wechselzone gab es erstmal eine positive Überraschung. Während man ja z.B. in Frankfurt als Volunteer angewiesen wird, dem Athleten unter keinen Umständen während des Rennens zu helfen, lief das hier ganz anders. Im Wechselzelt war sofort jemand für mich da, der meinen Beutel vor mir ausleerte und -während ich mich fertigmachte- auch schon wieder einräumte. Nichteinmal die Sonnencreme musste ich selbst auftragen. So kannte ich das bisher nur aus Roth!
Ab ging’s also auf die Radstrecke. Darauf hatte ich mich richtig gefreut, denn der Asphalt während meiner Probefahrt ein paar Tage zuvor war richtig toll! Ich hoffte, dass das auch auf der restlichen Strecke so sein würde. Tatsächlich war es größtenteils so.
Die Radstrecke in Florida scheint auf den ersten Blick nicht besonders anspruchsvoll. Die Strecke ist weitestgehend flach und der Asphalt -wie bereits erwähnt- größtenteils sehr gut. Doch schon in den Tagen vor dem Rennen hatte ich die Vermutung, dass der fehlende Schatten und der Wind erschwerende Faktoren werden könnten.
Am Renntag gab es Wind aus Nordost. Aber obwohl das anfangs Gegenwind war, ging es flott voran. Meine Wattanzeige war zwar etwas niedrig, aber vom Gefühl her und auch was die Geschwindigkeit betraf, war das schon alles gut so. Vielleicht war der Wattmesser auch nicht richtig kalibriert – ach, egal.
Irgendwann kam ein Turnaround und es ging mit dem Wind richtig schnell voran.
So kam ich auch bis ungefähr zur 90 Kilometer Marke sehr gut voran. Zwar teils gegen den Wind, aber dann auch wieder mit Rückenwind. Als es dann aber wieder auf den Highway ging, kam alles zusammen: Gegenwind, schlechter Asphalt und es ging immer leicht bergauf. Die nächsten Kilometer könnten sich etwas ziehen.
Ich war erleichtert, als endlich der nächste Turnaround kam. Endlich wieder Rückenwind und dazu noch leicht bergab!
Das motivierte mich dermaßen, dass noch irgendwelche Kraftreserven freigesetzt wurden. Plötzlich hatte ich ordentlich Druck auf den Pedalen und war auch vermehrt am Überholen. Die Beine blieben auch bis zum Schluss super, die letzten
Froh, diese Position nun verlassen zu können, bog ich zur Wechselzone ein.
Wieder ging es mit Hilfe der Volunteers flott durch die Wechselzone. Jetzt nur noch Laufen!
Die ersten Schritte in den Laufschuhen fühlten sich erstaunlich gut an. Vielleicht nur im Gegensatz zum Weg durch die Wechselzone in den Radschuhen?
Nein, es ging wirklich gut. Die Beine waren richtig frisch. Das hatte ich auf einer Langdistanz so noch nicht erlebt.
Zwei Runden -out and back- waren zu absolvieren. Nicht richtig spannend und einen richtigen Hotspot gab es auch nicht, aber dafür waren viele Zuschauer an der Strecke. Immer wenn man hinter einem Hotel vorbeilief, saßen und standen dort im Schatten viele Angehörige, aber auch einfach neugierige Urlauber. Und Stimmung machen, das können die Amerikaner!
Als ich auf die Strecke ging, war es noch ziemlich heiß, was mir ja so gar nicht liegt. Ich versuchte, viel zu kühlen und zu trinken, so dass ich an allen Verpflegungsstationen ging. Dazwischen lief ich dafür aber gar nicht mal so langsam. Zwischendurch wurde es dann natürlich trotzdem mal schwierig. Diese Hitze!
Ich merkte, dass mich -mehr als die Temperaturen an sich- vor allem die brennende Sonne ziemlich mitnahm. Denn immer im Schatten der Hotels kam ich richtig gut ins Laufen, während ich sofort, wenn ich wieder aus dem Schatten lief, kämpfen musste.
Aber als dann ca 12 Kilometer vor Schluss die Sonne endlich untergegangen war, kam ich sofort wieder in Schwung. Auf dem Weg Richtung Ziel hatte ich einen super Rhythmus und war wieder nur am Überholen. (Man konnte nur leider nicht sehen, wer auf der ersten oder der zweiten Runde war, denn Rundenbändchen gab es nicht.) So gut ging es mir bei einem Ironman im Laufen tatsächlich noch nie!
Sven hatte mich mit dem Rad immer wieder an der Strecke abgepasst und angefeuert. Er machte sich jetzt -5 Kilometer vor Schluss- aber auf den Weg zum Zielkanal.
Noch ein paar Kilometer weiter alleine durch die Dunkelheit und dann war es auch schon geschafft. Und endlich durfte ich nach rechts von der Strecke abbiegen.
Der Lauf durch den Zielkanal war einmalig! In der Dunkelheit war es nochmal besser als sonst bei Tageslicht und ich war einfach nur überglücklich, so ein gutes Rennen abgeliefert zu haben. Da war es dann auch nur ein ganz kleines bisschen ärgerlich, dass die Läuferin vor mir einfach im Zielbogen stehen blieb und mir das Zielfoto versaute.
Nach dem Zieleinlauf war sofort ein Finishlinecatcher für mich zur Stelle und brachte mich Richtung Athletes Garden. Kurz bei Sven vorbeigeschaut, der am Rand des Zielbereichs stand und mein Handy eingesammelt und dann kurz ab zur Verpflegung. Mehr als Brühe geht bei mir im Ziel aber eh nicht.
Nach einer netten Unterhaltung mit einer anderen Athletin im Ziel machte ich mich auf den Weg ins Hotel. Das dauerte aber.
Und die Amerikaner sind so lieb… Es war unglaublich, wie viele mir helfen wollten, als ich so langsam und sichtlich angestrengt am Geländer entlang wanderte.
Ich hatte mich ja eigentlich wirklich gut verpflegt, aber die Hitze hat wohl doch zu einer ordentlichen Dehydrierung geführt.
Long Story Short… nachdem ich doch noch kurz im Medical Tent vorbeigeschaut hatte (aber ein weiterer Becher Brühe erstmal wieder alles in Ordnung brachte), ging ich zusammen mit Sven ins Hotel und konnte endlich die Beine hochlegen.
Später ging es dann nochmal zu den letzten Finishern zum Zielbereich. Die Stimmung war immernoch gut, es gab aber keine richtige Finishline Party, wie man es von den europäischen Rennen kennt. Da ich auch nicht so gut auf den Beinen war, feuerten wir nur ein paar Athleten auf den letzten Metern an und gingen dann wieder zurück zum Hotel.
Mein Fazit: Der Ironman Florida war für mich ein tolles Erlebnis! Ich hatte einen super Tag und konnte das Rennen wirklich in vollen Zügen genießen (so, wie man einen Ironman eben genießt – mit Höhen und Tiefen, diesmal allerdings mit sehr viel mehr positiven als negativen Momenten).
Das Rennen selbst kann ich auch nur jedem empfehlen. Der Ironman Florida ist in meinen Augen definitiv ein Bucket-List Rennen!
Außerdem freue ich mich auch sehr darüber, dass das Experiment ‚Self-Coaching‘ so gut funktioniert hat und werde das auf jeden Fall so beibehalten.
Jetzt genieße ich die verdiente Off-Season und freue mich jetzt schon auf meine nächste Langdistanz!