Berlin Marathon 2024
Vor dem Rennen | Der Renntag
Vor dem Rennen
Nach der unglaublichen Stimmung beim Berlin Marathon 2023 wollten wir im nächsten Jahr natürlich wieder dabei sein. Wir versuchten unser Glück in der Lotterie um die Startnummern und gehörten erfreulicherweise beide zu den Gewinnern. Ein Riesenglück, denn der Ansturm war zum Jubiläumsmarathon enorm!
Plan B wäre gewesen, sich über einen Reiseveranstalter anzumelden, aber auch da waren schon nach einer Woche alle Startplätze vergriffen. Dass der
Das Training lief bei uns beiden gut und so reisten wir mit großen Plänen zum Rennwochenende in Berlin. Sven wollte die 2:55h unterbieten, um damit über die Zeitqualifikation für die nächsten Jahre einen sicheren Startplatz in Berlin zu haben, und ich wollte nun endlich die
Wir durften -wie auch schon im Vorjahr- unser Wochenende in Berlin mit dem Therabody Team verbringen. Therabody hatte uns mit seinen Produkten auch im Vorfeld schon unterstützt und wieder für ein schönes, aber nicht zu umfangreiches Programm in Berlin gesorgt.
Bevor wir aber am Freitag unser Hotel in der Innenstadt bezogen, wollten Sven und ich an dem Tag schon alles wichtige auf der Expo erledigen, so dass der Samstag dann möglichst entspannt ist.
So waren wir schon vor Mittag in Tempelhof, denn am Abend wollte man ja auch wieder rechtzeitig ins Bett. Als wir in Richtung Eingang schlenderten, liefen wir Jan Fitschen in die Arme. Wir kannten uns ja von den gemeinsamen Reisen nach Kenia und New York und freuten uns, ihn mal wieder zu sehen. Er kam gerade vom Eingang, wo anscheinend gar nichts mehr ging. Wie vor einem Zelt am Oktoberfest. Da war kein Durchkommen. Er selbst war jetzt auf dem Weg zum Ausstellereingang der Expo. Ok, dann gehen wir mal mit. Vielleicht klappt es ja, dass wir mit durchkommen.
Und tatsächlich funktionierte das. Drinnen war uns dann schleierhaft, warum draußen so ein Chaos herrschte. Eigentlich kam man überall gut durch und wir hatten auch schnell unsere Bändchen und Startnummern. Das einzige, was wirklich der Wahnsinn war, war der Bereich ums Merchandising. Dort war die Hölle los. Wir ließen das Shopping dort also erstmal ausfallen (ein kleines bisschen musste später dann aber doch noch sein) und schauten uns die Expo an. Ein Stop bei der Erdinger Lounge natürlich, kurz bei Maurten und Shokz vorbeischauen, die ja auch Teil meiner Marathonvorbereitung waren (und es ist dann immer schön, wenn man Leute, die man nur aus Emailkonversation kennt, dann auch mal live sieht), und dann in Richtung Interair Stand. Dort war ein Treffen mit einigen Leuten unserer Keniareise 2023 geplant und auch Jan war wieder vor Ort.
Das Treffen war richtig schön und man tauschte sich kurz über die Pläne in Berlin und sonstige Rennen aus, bevor sich jeder wieder auf den Weg machte. Wir beschlossen, uns dann auch bald in Richtung Hotel zu bewegen. Man könnte zwar noch ewig auf dieser riesigen Expo bleiben, aber es ist dann im Hinblick auf den Sonntag besser, etwas früher zur Ruhe zu kommen! Zu Essen gabs dann auch nur noch aufs Zimmer gelieferte Pizza, wir checkten noch kurz, ob das Material für Sonntag alles vorhanden war (wahrscheinlich so ein Triathleten Ding, sich früh vorzubereiten; aber so hätte man am Samstag noch fehlendes Equipment besorgen können) und gingen dann früh schlafen.
Am Samstag starteten wir mit einem von Therabody organisierten Shakeout Run am Tempelhofer Feld mit anschließender Theragun Session. Ziemlich coole Location für einen Lauf! Danach ging’s nochmal ganz kurz auf die Expo zu Therabody und dann schnell ins Hotel die Beine hochlegen.
Am Abend waren wir zur Pastaparty von Therabody eingeladen. Bei viel Pasta und vielen netten Gesprächen ließen wir den Tag ausklingen. Der Abend hätte noch lang werden können, aber da es ja am nächsten Morgen früh losging, waren wir dann doch schon sehr zeitig zurück im Hotel.
Der Renntag
Sven war in Startblock B, Startzeit 9:15 Uhr, und wollte deswegen früh im Startbereich ankommen. Beim Berlin Marathon ist es ja immer sehr voll und alles dauert dadurch etwas länger. Ich war mit meinem
Da der Morgen aber recht kühl war, entschied ich mich, doch noch etwas länger im Hotel zu bleiben und nicht mit ihm, sondern mit der Therabody Gruppe etwas später zum Startbereich zu fahren. Um
Vor dem Reichstagsgebäude gabs noch ein Gruppenfoto und dann machte ich mich auf den Weg in den abgegrenzten Startbereich. Genauer: zur Erdinger Lounge im Startbereich, wo Sven noch auf mich wartete. Er war doch etwas zu früh da gewesen, machte sich aber jetzt langsam fertig, um zur Startaufstellung auf der ‚Straße des 17.Juni‘ zu gehen. Dort wollte er Jan treffen, um erstmal gemeinsam in das Rennen zu starten (da Sven ohne Handy unterwegs war, hätte ich nie gedacht, dass das klappt, aber in
Ich machte es mir erstmal in einem Liegestuhl bequem und versuchte noch etwas zu essen. Dann noch ein Dixistop, für den man hier auch schon ziemlich lange anstehen musste – hat sich wohl herumgesprochen, dass die Mitgliedschaft im Team Erdinger sich hier richtig auszahlt- und dann machte ich mich auch schon frühzeitig fertig, um in die Startaufstellung zu kommen.
Von der Erdinger Lounge bis dorthin sind es grob geschätzt vielleicht 500m. Ich ging bei einer Startzeit von
Es war nämlich dermaßen voll! Der Grund dafür war, dass die Straße nochmal extra abgesperrt war und nur wenige schmale Wege an den Gittern vorbeiführten. Dort war komplett Stau! Danach kam dann nochmal eine Kontrolle an den Eingängen zu den Startblocks, an der es aber recht zügig vorwärts ging. Knapp
Natürlich wäre jetzt -kurz vor dem Start- ein erneuter Dixistop eine super Sache. Doch an allen Dixis waren lange Schlangen. Wirklich an allen? Nein, ganz vorne am Startbogen waren tatsächlich Klohäuschen, die komplett verlassen schienen. Also nochmal raus aus der Startaufstellung, ganz nach vorne gelaufen und dort schnell rein in eines der blauen Häuschen. Dann wieder raus, zum nächsten Eingang der Startblocks und dort einfach warten, bis der eigene Startblock bis dorthin aufgerückt war. Perfekt!
Jetzt stand ich tendenziell zwar einige Meter weiter vorne, als ich mich aufgrund meines Zeitziels eingeordnet hätte, aber wie sich im Nachhinein herausstellte, war das genau richtig. Ich war -obwohl ich mein Zeitziel ja ziemlich exakt einhalten konnte- sehr viel am Überholen. Da waren wohl einige andere nicht ganz so gut in der persönlichen Einschätzung.
Nun nur noch wenige Minuten bis zum Start. Die Gefühle waren jetzt schon ziemlich überwältigend. Ich war nicht wirklich aufgeregt, nur ziemlich glücklich, gesund und fit hier zu sein, und -obwohl ich das ja schon oft erlebt hatte- auch wieder beeindruckt von der Vor-Start-Stimmung mit so vielen Menschen. Außerdem war ich extrem gespannt, was denn mein Körper nun zu leisten bereit wäre.
Ehrlich gesagt konnte ich es mir nicht vorstellen, dass eine SUB4 wirklich möglich wäre. Dafür war das Training doch nicht perfekt genug. Oder doch?
Schnell nahm ich noch mein Maurten Gel und noch einen Schluck aus der Wasserflasche. Dann den Poncho abgestriffen und dann fiel auch schon der Startschuss meiner Welle. Los geht’s!
Ich fand von Anfang an gut in mein Tempo. Naja, eigentlich war ich mit
Es wird ja immer gesagt, dass Berlin einer der schnellsten Marathons der Welt ist und daher prädestiniert für Bestzeiten. Das stimmt auch, allerdings nicht unbedingt für Läufer jenseits der
Trotzdem ist die Strecke natürlich flach und schnell. Nur dieser Faktor „Mensch“ wird eben oft übersehen.
Ich lief also im richtigen Tempo los und fühlte mich auch richtig gut. Erstmal hielt ich mich an dem Gedanken fest, dass dieses Tempo bis Halbmarathon ja wohl gar kein Problem darstellen sollte. Also einfach erstmal bis dorthin laufen und dann sehen wir weiter.
Es war auf dieser ersten Hälfte natürlich auch nicht durchweg alles einfach und positiv. Zu oft kommt der Gedanke ‚ob das wohl lange so gut geht‘, den man schnell wieder verdrängen muss, dann zwickt die Wade, oder zumindest kommt es einem so vor und so muss man sich mental immer gut beschäftigen und trotzdem konzentriert bleiben. Ich schaffte es während all diesen Gedanken im Kopf diesmal sehr gut, meine vorher geplante Verpflegungstrategie durchzuziehen. Diese war durchaus kompliziert, aber es klappte wirklich wunderbar.
Ein Gel bei Kilometer 5, 12, 17,5, 20, 30 und 36, ein Koffein Gel bei
Nun aber erstmal zur Halbmarathonmarke…
Bis dahin lief es also schonmal wie geplant. Im großen und ganzen noch alles fit, die Beine zwar nicht mehr wie neu, aber in gutem Zustand und die Verpflegung klappte -wie schon erwähnt- auch gut. Durchgangszeit 1:58h.
Genau im Soll, aber das Rennen fing ja jetzt erst richtig an.
Kurz kam mir der Gedanke ‚Sven müsste jetzt schon im Ziel sein. Der hat’s gut!‘ Aber dafür musste er jetzt einige Zeit auf mich warten. Also vielleicht doch nicht so gut.
Die nächsten Kilometer fühlte ich mich teilweise richtig stark, so dass oftmals kurz der Gedanke kam, dass das definitiv mit den SUB4 klappen würde. Diesen Gedanken ließ ich aber nicht wirklich lange zu. Ich wusste ja aus Erfahrung, dass diese Zustände während eines Marathons abrupt wechseln können. Und zwar in beide Richtungen. Dieses Wissen half mir dann auch über die Phasen hinweg, in denen man kurz das Gefühl hatte, dass jetzt vielleicht alles zu mühsam wird. Danach geht es ja meist auch irgendwann wieder leichter.
Ich wusste auch aus den vorherigen Marathons, dass für mich nie die letzten Kilometer das große Problem darstellten, sondern eher die Kilometer 25 bis 35 das mentale Brett waren. Deswegen auch diesmal das Koffeingel bei
Hatte ich bis
Innerlich führte ich harte Diskussionen. Es gab den Gedanken „nur ein bisschen rausnehmen, das wird doch immernoch eine Bestzeit“ und dann aber wieder „zieh jetzt durch! Du bist schon alt und hast heute die perfekten Bedingungen. Jetzt oder nie!“ Ich war irgendwie beleidigt, weil mich die innere Stimme als alt bezeichnete, aber musste ihr leider Recht geben. Heute gab es die Chance. Fit an der Startlinie, dazu die kühlen Temperaturen, wo ich doch so hitzeempfindlich bin. Wer weiß, wann und ob sich das noch einmal ergibt.
Eine Sache, an der ich mich in Gedanken festhielt, war auch der Sieg in Nizza von Laura Philipp. Die sah auch schon zu Anfang des Marathons nicht mehr so richtig frisch und glücklich aus. Und hat es doch durchgezogen. Dann kann ich mich doch wohl noch die paar Kilometer zusammenreißen!
Ab Kilometer 35 wurde ich tatsächlich auch wieder schneller und versuchte, nochmal alles herauszuholen. Jetzt fing ich auch an den Kilometerschildern an zu rechnen. Ich hatte ungefähr 400m zu viel auf der Uhr und man darf ja auch nie die 195m nach
Bei Kilometer 39 machte meine Oberschenkelmuskulatur zu. Ich ignorierte die Schmerzen aber und kämpfte weiter um meine Pace. Auf den letzten drei Kilometern lasse ich mir das bestimmt nicht mehr nehmen!
Ich ließ die letzten beiden Wasserstellen weg, um Zeit zu sparen und bog irgendwann endlich auf die Straße unter den Linden ein. Die Zielgerade. Aber eine sehr lange Zielgerade.
Ich checkte die Zeit. Rein rechnerisch sollte das reichen, aber ist das wirklich nur noch ein Kilometer? Sieht länger aus…
Erst nach dem Brandenburger Tor konnte ich mich entspannen. Jetzt konnte wirklich nichts mehr passieren. Definitiv SUB4!
Langsam stiegen die Glücksgefühle in mir hoch. Bisher war ich ziemlich im Tunnel und hatte tatsächlich diesmal wenig von der gigantischen Stimmung am Streckenrand mitbekommen. An DEN Balkon kann ich mich erinnern und an die Party am Wilden Eber (vor allem, weil mir an der Stelle der Name nicht mehr eingefallen war ‚irgendwas mit Wildschwein, oder?‘.) Natürlich hatte ich wahrgenommen, dass einige meinen Namen gerufen hatten, der auf der Startnummer stand. Da aber niemand am Streckenrand auf mich wartete, war ich die meiste Zeit ganz bei mir und auf mein Ziel konzentriert.
Beim Zieleinlauf änderte sich das. Ich sog die Stimmung auf und die Augen begannen, feucht zu werden. Ich überquerte die Ziellinie und hatte es tatsächlich geschafft. Endlich unter vier Stunden!!! Ich konnte es kaum glauben.
Kurz blieb ich hinter der Ziellinie am Rand stehen und musste mich sammeln. Außerdem taten die Beine höllisch weh! Ich hatte wirklich alles rausgeholt.
Dann ging es aber auch schon wieder weiter. Zur Medaillenausgabe, dann die Verpflegung holen und weiter zum Poncho. Es war in der Sonne eigentlich warm, aber ich war müde und mir wurde schnell kalt. Zum Glück gab es auch warmen Tee.
Dann ging ich weiter zur Erdinger Lounge und traf Sven. Er hatte sein Zeitziel knapp verpasst. 2:55:53h. Eine tolle Zeit, aber
Wir blieben noch eine Weile in der Lounge, machten ein paar Fotos und warteten auf eine Freundin. Dann gingen wir irgendwann Richtung Bahn und fuhren zurück ins Hotel.
Den restlichen Tag verbrachten wir liegend, besuchten am Abend noch die After-Race-Party, auf der wir allerdings nicht lange aushielten und am nächsten Tag ging es nach einem gemeinsamen Frühstück mit lieben Laufkollegen wieder nach Hause.
Der Berlin Marathon 2024 hat nicht enttäuscht. Wie immer war es ein tolles Erlebnis! Es war Svens achter und mein vierter Start in Berlin und sicherlich für beide nicht das letzte Mal.