Ironman Cascais
Der war hart!
Aber fangen wir am Anfang an. Nach dem Ironman Frankfurt mit seiner sehr lückenhaften Vorbereitung machte sich das Gefühl breit, für dieses Jahr noch nicht mit der Langdistanz durch zu sein. Ich fand noch Platz in meinem Kalender und dort fügte sich perfekt der Ironman Portugal in Cascais ein. Die Saison ging also in die Verlängerung und ich konnte auch schnell ein Ziel für dieses Rennen formulieren: auf dem Rad dahingehend den Kopf ausschalten, dass ich nicht ans Laufen denke und zu viele Körner vorhalte. Lieber kontrolliert das geplante Pacing durchziehen und dann mal schauen, was beim Laufen geht, egal was die Beine auf dem Rad sagen. Schließlich ist das Laufen mit Abstand meine stärkste Disziplin.
Das Vorhaben hatte ich natürlich mit meinem Coach Jan abgesprochen. Das Training lief super. Ich konnte die meisten Einheiten gut absolvieren, nur ein paar wenige Radeinheiten musste ich wetterbedingt abbrechen. Der plötzlich hereinbrechende Herbst mit viel und starkem Regen und Wind machte mir teilweise zu schaffen. Bitte lieber heiß und trocken!
Der letzte Trainingsblock war beendet und ich startete freudig ins Tapering und plötzlich geschah es: fünf Tage vor dem Rennen meldete sich mein Rücken. Sämtliches Stretching und Mobility war vergebens, es wurde immer schlimmer. Vier Tage vor dem Wettkampf war es so schlimm, dass ich nicht mehr wusste, wie ich stehen oder sitzen sollte. Zum Glück konnte mein Physio mich drei Tage vor dem Rennen nochmal betrachten. Es boten sich zwei Optionen:
So ging es zwei Tage vor dem Raceday mit gemischten Gefühlen nach Cascais.
Noch am gleichen Tag erledigte ich die Registration und versuchte mich an einer ersten kleinen Laufeinheit, um die Beine nach der Reise zu lockern und den Rücken zu testen. Es fühlte sich ok an.
Am nächsten Tag gab es dann den Bike Check und auch hier machte der Rücken erstmal keine Probleme. Das war doch recht vielversprechend.
Unser Hotel lag extrem gut. Direkt vor der Tür war bereits bei unserer Ankunft der Zielkanal aufgebaut, den wir von unserem Balkon aus perfekt im Blick hatten und dahinter befand sich der Schwimmstart. Nur die Wechselzone war gute 500m entfernt.
So konnten wir den Tag vor dem Wettkampf nahezu ideal gestalten. Erst der kleine Bike Check, dann die Wettkampfbesprechung direkt im Zielbereich und am frühen Nachmittag ein schneller Bike Check-In. Ansonsten konnte ich viel die Beine hochlegen, während Steffi ihrem Trainingsplan für den Frankfurt Marathon folgen konnte. Am Abend wurden wir Zeuge des Soundchecks für den nächsten Tag. Dieser dauerte volle
Auch für den Raceday brachte uns unser Hotel einige Vorteile. Mein Wecker klingelte um
Vom Schwimmen erhoffte ich mir eigentlich etwas. Neo und Salzwasser ist für mich als schlechten Schwimmer eine tolle Kombination. Lediglich vor der Wassertemperatur von nur 16 Grad hatte ich etwas Respekt. Am Vortag war ich mal kurz bis zu den Knien im Wasser und das war echt kalt. Normalerweise habe ich eher Sorge, zu überhitzen. Das würde nicht passieren. Aber was machen 16 Grad für über eine Stunde mit mir und vor allem mit meinen Beinen? Gut, bis zur Wechselzone waren es gut 500m bergauf. Da sollte einem wieder warm werden.
Um
Auf dem weiten Weg in die Wechselzone konnte ich bereits einige Plätze gut machen. Die Wechselzeit von
Die ersten Kilometer ging es leicht wellig dahin. Ich kam sofort gut in Tritt und traf meine geplanten Watt. Weiter ging es ins bergige und landschaftlich schöne Hinterland. Auch bei den langen Anstiegen behielt ich mein Pacing im Auge und ließ mich nicht verleiten, etwas zügiger die Berge hochzudrücken. Auf dem Rückweg zur Küste erfolgte dann ein Abstecher auf den
Wieder an der Küste angekommen ging es tendenziell flach nach Lissabon. Leider machte sich bereits jetzt, nach nur einer Stunde auf dem Rad, mein Rücken bemerkbar. Dass es irgendwann kommen würde hatte mir mein Physio „versprochen“, doch dass es so früh sein würde war doch etwas ernüchternd. Nun gut, ich wollte versuchen, auf den flachen oder abschüssigen Passagen trotzdem konsequent in Aeroposition zu bleiben, aber auf den kurzen leichten Anstiegen eventuell etwas früher an den Basebar zu greifen. Insgesamt ging dieser Plan ganz gut auf, doch gegen Ende der ersten Runde wurde es zeitweise schwierig, den Druck auf die Pedale und gleichzeitig die Aeroposition zu halten. Ich biss mich durch.
Kurz bevor es auf die zweite Runde ging konnte ich Steffi am Straßenrand hören. Gut motiviert ging es auf die zweite Runde und ich freute mich auf die Anstiege und die aufrechte Sitzposition. Leider wurde diese Vorfreude etwas enttäuscht. Mein Rücken war schon so fest, dass auch die andere Sitzposition keine Entlastung mehr brachte. Egal, weiter gehts.
Als ich na ca 120km wieder an der Küste ankam musste ich feststellen, dass der Wind ordentlich aufgefrischt hatte. Zunächst würde das noch angenehm sein, aber für die letzten 30km zur Wechselzone würde es Gegenwind bedeuten. Ich flog auf den Turning Point in Lissabon zu und ahnte bereits Böses für den Rückweg. Und so kam es. Ich versuchte, mich so gut wie möglich in die Aeroposition zu kauern, auch wenn es bedeutete, dass ich mit den Rückenschmerzen nicht meine geplante Watt treten konnte. In diesem Fall ging wohl Aerodynamik vor Power.
Zurück in Cascais sah ich diesmal auch Steffi bevor ich in die Wechselzone einbog. Nach 5:32:38 stieg ich vom Rad. Das war deutlich von meinem erhofften Bikesplit entfernt, aber mit über 2.100 Höhenmetern, zumindest laut meinem Garmin, war es auch deutlich hügliger als erwartet. Trotzdem fehlten auch einige Watt.
Jetzt freute ich mich aufs Laufen. Die Trainingsergebnisse der letzten Wochen ließen mich trotz des welligen Laufkurses an einen schnellen Marathon glauben. Zunächst ging es bergauf. Leider fühlte sich das gar nicht gut an. Der Rücken war übel. Naja, erstmal reinkommen und dann den ersten abschüssigen Abschnitt locker ins Rollen kommen. So zumindest dachte ich es mir, aber es kam ganz anders. Bergab war der Impact auf den Rücken natürlich nochmal höher und die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Mehrmals stöhnte ich vor Schmerzen auf. Erstmals kamen Zweifel an einem Finish auf.
Stehenbleiben oder Aussteigen war zu diesem Zeitpunkt trotzdem keine Option. Das Hotel war mehrere Kilometer entfernt. Da musste ich ja eh noch hin, dann kann ich auch laufen. Ein Glück, denn irgendwann begann sich die Muskulatur im unteren Rücken wieder zu lösen. Als ich auf die zweite Runde ging sah ich Steffi am Streckenrand. Mittlerweile glaubte ich wieder an mein Finish, wenn auch nicht mit der gewünschten Zeit. Es wurde immer besser. Die Schmerzen schwanden und gleichermaßen stieg die Geschwindigkeit.
Als ich bei der Halbmarathonmarke durchkam machte ich mir Hoffnung, zumindest unter
Nach 3:24:54 lief ich über die Ziellinie. Den Umständen entsprechend und auf einer Laufstrecke mit
Vom Streckenprofil her war es meine bislang anspruchsvollste Langdistanz, so dass ich mit dem Ergebnis letztlich sehr zufrieden bin. Mehr war an diesem Tag nicht drin, wohl wissend, dass ich normalerweise zu mehr in der Lage gewesen wäre. Verloren habe ich trotzdem nichts, denn die Kona-Slots wären auch an einem absolut perfekten Tag für mich nicht erreichbar gewesen. Aber das war ja auch noch nicht das Ziel.
Die Reise nach Cascais hat sich gelohnt. Gefühlt war der ganze Ort im Ironman-Fieber und zumindest in Cascais selbst war an der Strecke gute Stimmung.
Nach dem Zieleinlauf fing mich Steffi ab und wir gingen die knapp 150m zu unserem Hotel. Nach der Dusche verfolgte ich mit einem leckeren Bier die Finishlineparty von unserem Balkon aus, bis irgendwann nach