Challenge Lissabon

Als Vorbereitungsrennen auf die Challenge Roth hatte ich mir die Challenge Lissabon über die halbe Distanz ausgesucht. Sven hatte sich im Vorfeld eine Teilruptur der Achillessehne zugezogen und konnte nicht selbst starten, kam aber zur Unterstützung -und weil es ja auch irgendwie Urlaub war- mit nach Lissabon.
Wir reisten am Mittwoch nach Lissabon, wo ich mich gleich zu einem Bikecheck mit anschließendem kurzen Koppellauf aufmachte. Die Radausfahrt war dabei nicht so der Bringer. Zwar gab es hier in der Stadt überall Radwege, jedoch hatten sie hier auch ein Faible für Kopfsteinpflaster. Mit dem Zeitfahrrad wirklich unschön. Die Umgebung für meinen kurzen Lauf direkt am Wasser gefiel mir dafür allerdings sehr gut.

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Den nächsten Tag verbrachten wir sehr ruhig. Ein Besuch der Expo mit Abholung der Startunterlagen sollte das Highlight werden. Die Expo war aber äußerst übersichtlich und der Check in schnell gemacht… naja, auch gut. Mehr Zeit zur Erholung.
Am Freitag -in dem Fall war das der Tag vor dem Rennen- packte ich zunächst mein Equipment. Später ging es für uns beide zum offiziellen Testschwimmen. Der Bereich, in dem der Wettkampf stattfand, war eine Art Hafenbecken ohne Schiffe. Ich vermute, dass es Brackwasser war, da das Becken von einem Fluss gespeist wird und die Mündung zum Atlantik sehr nah ist. Ganz kurz hatte ich den Gedanken „Brackwasser… das lieben doch Bullenhaie…“ In einem Hafenbecken natürlich Blödsinn, also vergessen wir das schnell wieder!
Ich testete nur 10 Minuten an und ging wieder zurück zum Hotel. Dann musste nur noch das Rad zur Wechselzone gebracht werden. Alles andere würde ich am Rennmorgen dorthin bringen. Dies war schnell erledigt und wir gingen bald zu Bett.

Am Rennmorgen klingelte der Wecker um 5:00 Uhr. Ich musste mich dazu zwingen, beim Frühstück wenigstens eine Kleinigkeit hinunterzubekommen. Danach ging es zunächst nochmals in die Wechselzone, um das Rad racedready zu machen und mit Verpflegung zu bestücken. Die Wechsel würden beide direkt am Rad stattfinden, also legte ich meine beiden (selbst mitgebrachten) Wechselbeutel in meine Wechselbox. Den Radbeutel packte ich schonmal aus, die Laufsachen ließ ich aber im Laufbeutel. Da der Neo nach dem Schwimmen ja auch in der Box deponiert werden musste, konnte ich so sichergehen, dass meine Schuhe zum Lauf trocken sein würden. Die paar verlorenen Sekunden nahm ich dafür in Kauf. Ich war früh dran, so dass es kein Problem war, alles zu erledigen, bevor um 7:00 Uhr die Wechselzone geschlossen wurde.

Um kurz nach 7:00 Uhr stand ich dann zusammen mit Sven, der diesmal komplett für meine Betreuung zur Verfügung stand, vor dem Startbereich zum Schwimmen. Dieser lag nur wenige hundert Meter Fußweg von der Wechselzone entfernt. Die Ziellinie war auch gleich nebenan. Sehr praktisch für Teilnehmer und Zuschauer, dass alles so zentral beieinander lag.
Erstmal Kloschlange, dann die Bojen in der Marina des Parque das Nações begutachten, dann wieder zum Klo und dann langsam fertigmachen für den Start.
Am Vortag hatten wir ja am Testschwimmen teilgenommen und so wusste ich, dass das Wasser sehr angenehm temperiert war. Mit Neo, der auf jeden Fall erlaubt war, weder zu warm, noch zu kalt.

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Es gab drei Startwellen im Abstand von 5 min. Ich war in der dritten (um 7:40 Uhr) und es war wohl nicht nach Schwimmzeiten geordnet, denn ich schwamm sowohl auf Teilnehmer der zweiten Welle als auch der ersten Welle auf. Generell war es durch den Wasserstart mit vielen Leuten auf engem Raum ziemlich unruhig im Wasser und ich konnte es nicht vermeiden, einige Schläge und Tritte zu kassieren.
Der Kurs beinhaltete eine Vielzahl an Wenden und man musste sich nach jeder davon neu orientieren, wo es denn jetzt schon wieder lang geht.
Ich fühlte mich nicht ganz so wohl im Wasser wie sonst, aber das lag vermutlich daran, dass es seit langem keine richtige Freiwassereinheit gegeben hatte. Trotzdem war ich ruhig und geduldig und konnte mein Ding einfach gut durchziehen. Vielleicht hätte man auch noch etwas mehr Druck geben können, aber so fühlte ich mich mit meinem gleichmäßigen Tempo einfach sicherer.
Am Ende gab es nochmal eine knifflige Stelle. Beim Schwimmausstieg ging es eine sehr enge Rampe hoch zur Wechselzone und manche Teilnehmer waren wohl zu müde und blockierten dort stehend den Durchgang. Beim Vorbeizwängen hätte mich beinahe ein Schubser zurück ins Wasser befördert, aber der Verursacher selbst, fing mich glücklicherweise rechtzeitig auf und es ging doch gut aus.
Ab nach oben und schnell umziehen, das Bike von der Stange nehmen und Richtung Bike-Exit schieben.
Ach ja… an der Zeit von 37:35min (erst oben an der Rampe gestoppt) gibt’s auf dem Zickzackkurs nix zu meckern. Solide Leistung.

Auf der Radstrecke waren vier Runden zu absolvieren. Erst leicht wellig raus aus der Stadt, dann flach auf dem Highway entlang, wobei man trotzdem immer aufmerksam sein musste, da im eigentlich sonst guten Asphalt manchmal fiese Löcher waren, und vor dem Umkehrpunkt ging es nochmal ca. einen Kilometer etwas bergauf. Oben U-Turn und alles wieder zurück.

Eigentlich war auf der Strecke immer genug Platz, um nicht Windschatten fahren zu müssen. Auch als die Teilnehmer der Olympischen- und der Sprintdistanz dazustießen, war es nie wirklich eng. Manchen schien das aber egal zu sein oder sie waren mit den Regeln nicht so sehr vertraut. Auch das Rechtsfahrgebot wurde nicht besonders ernst genommen. Teilweise fuhren Leute zu zweit oder zu dritt über längere Strecken nebeneinander. Sven berichtete mir sogar später, dass er richtige Züge, so wie man sie von Radrennen kennt, beobachtet hat… ich würde mir oft wirklich wünschen, dass die Regeln etwas ernster genommen würden.

Leider konnte ich an dem Tag den Druck nicht so aufs Pedal bringen wie geplant. Und obwohl die später ausgewerteten Daten gar nicht so verkehrt waren, kam ich mir ziemlich schwach und kraftlos vor. Und zwar von Beginn an.
Wenn die Beine schon nicht wollten, musste ich mich dann eben auf meine Kernkompetenz konzentrieren. Klein machen und so aerodynamisch wie möglich sein. Es geht ja schließlich um die Geschwindigkeit und nicht alleine um die Watt.
Es machte sich dann schon bemerkbar, dass uns nach Corona die Zeit für lange Ausfahrten auf dem Zeitfahrrad gefehlt hatte. Gerademal zwei Einheiten konnte ich auf meinem Avow noch absolvieren. Die Position zu halten war so doch recht mühsam.

Aber wie immer war es irgendwann geschafft und ich rollte nach 3:09:43h in die Wechselzone. Nicht ganz, was ich mir erhofft hatte, aber nach den Schwierigkeiten in der Vorbereitung durchaus im Rahmen.

Nach einem recht guten Wechsel ging es also auf die Laufstrecke…
Ob der Halbmarathon jetzt noch gut gehen würde? Ich hatte so meine Bedenken. Immerhin war meine längste Laufdistanz im Training bisher nur 15 Kilometer. Einmal vor Corona Anfang März und einmal danach, Ende April. Schneller konnten wir die Distanz beim Wiedereinstieg nicht steigern. Dabei war der Lauf aber immerhin richtig gut. Naja… mal sehen. Im Notfall dann halt gehen.
Ich musste mal wieder an den Satz denken „Run when you can, walk if you have to, crawl if you must; just never give up.“ (Wobei hier witzigerweise in den Regeln stand, das „crawl“ nicht erlaubt ist.)

Da man ja nach dem Radfahren ein völlig falsches Gefühl für das Lauftempo hat, ging ich recht zügig auf die Strecke. Nach ca. zwei Kilometern hatte ich aber mein „Wohlfühltempo“ gefunden. Das Tempo war für den Moment ok, aber ob das über die komplette Strecke funktioniert? Bei den Temperaturen? Und wann ist eigentlich hier mal der Umkehrpunkt erreicht?
Die Strecke bestand aus vier Runden, wobei es keine Runden waren sondern einfach nur hin- und wieder zurück. An jedem Ende eine Verpflegungsstation, Stimmung an der Strecke selbst… leider nein. Dafür freute man sich über vereinzelte Anfeuerungsrufe umso mehr.

Keine Stimmung und kein Schatten auf der kompletten Strecke. Das zog sich zwischendurch wie Kaugummi, besonders auf einem Schotterabschnitt in der Mitte jedes Hin- und Rückwegs. Irgendwie hatte ich dort immer das Gefühl, nicht wirklich vorwärts zu kommen. Beim Blick auf die Uhr war die Pace allerdings jedesmal ungefähr im gewünschten Bereich. Auf jeder Runde konnte ich immerhin zweimal an Sven vorbeilaufen. Neben den Verpflegungspunkten ein weiterer hilfreicher Fixpunkt, um sich durch den Halbmarathon zu hangeln.

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Mental war es nicht unbedingt einfach, aber wenn ich in mich hineinfühlte war eigentlich alles ok. Atmung gut, Kreislauf gut, und die Beine wurden erst auf der letzten Runde etwas fest. Und trotzdem konnte ich das Tempo auf den letzten Kilometern nochmal etwas anziehen.
Auf meiner letzten Runde hatte sich die Laufstrecke schon ziemlich geleert. Da taten mir die Leute wirklich leid, die nun am Ziel vorbeilaufen und sich noch einmal auf den Weg machen mussten.
Ich hatte es dann aber schließlich geschafft, durfte in den Zielkanal abbiegen und nach 6:04:29h und einer Laufzeit von 2:12:41 überquerte ich die Ziellinie.

Da war er also… der erste Finishlinemoment 2022! Als ich mir Mitte März Corona eingefangen hatte, hatte ich ja kaum mehr darauf gehofft. Deswegen hab ich mich alleine über das Finish schon sehr gefreut.
Insgesamt bin ich aber mit der Leistung auch ziemlich zufrieden und als Testwettkampf für Roth war das Rennen ein voller Erfolg.

Die Herzfrequenz blieb im normalen Bereich und es gab keine Leistungseinbrüche, was vielleicht auch daran lag, dass ich gut auf meinen Körper gehört habe und mich wirklich so konsequent wie noch nie verpflegt habe. Das fällt mir manchmal richtig schwer -und auch hier musste ich mich auf der Laufstrecke richtiggehend dazu zwingen- wird aber auf der Langdistanz in Roth noch viel wichtiger.
Natürlich kam während des Rennens auch mal der Gedanke, ob ich das wirklich über die doppelte Distanz schaffen kann. Immerhin… ganz leicht fiel mir das Rennen aufgrund der fehlenden langen
Trainingseinheiten nicht. Andererseits sehe ich keine Alternative dazu, dass ich in diesem Jahr endlich ins Zielstadion in Roth einlaufe. Es muss also klappen! Aufgeben ist keine Option!

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