Boston Marathon 2025

Als wir 2019 gemeinsam den Boston Marathon gelaufen sind stand für mich schnell fest, dass ich das nochmal machen möchte. Dann aber als Boston Qualifier.

Beim Berlin Marathon 2023 lief ich eine 2:57:24. Die Qualifikationszeit für Boston lag da für meine Altersklasse noch bei 3:10:00, so dass ich ohne Probleme meinen Startplatz bekam. Steffi war nicht so scharf darauf, nochmal Boston zu laufen, jedenfalls nicht zu den recht üppigen Reiseveranstalter­preisen und für die Quali reichte es nicht. Sollte sich kurzfristig aber noch etwas ergeben würde sie natürlich zugreifen. Ansonsten würde sie halt mal Urlaub machen, die gute Atmosphäre in der Stadt genießen und sich auf die Sideevents stürzen.

Am Donnerstag fliegen wir nach Boston. Unser Hotel haben wir möglichst nah zur Expo und dem Zielbereich gewählt.

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Am ersten Morgen treffen wir uns mit Achim und Alex von interAir zu einem kurzen Morgenlauf bevor ihre Gäste anreisen. Anschließend geht es für uns gleich mal zur Startnummern­ausgabe und auf die Expo. Irgendwie fällt diese diesmal erstaunlich klein aus. Wir erfahren, dass nur offizielle Partner des Boston Marathon auf der Expo ausstellen dürfen. Alle anderen wurden verbannt! Das ist sehr enttäuschend, so fällt der Besuch sehr kurz aus. Wie sich später herausstellt, haben aber alle anderen Marken über zwei Straßenzüge rund um die Finishline Pop-up Stores errichtet und das ist ein wahrer Glücksfall.

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Das Wetter am Marathonwochenende ist nämlich super und so spielt sich förmlich ein großes Volksfest rund um jene Pop-up Stores und die dazwischen liegenden Restaurants und Cafés ab. Manche Straßen werden kurzerhand zu Fußgängerzonen umfunktioniert.

Am Samstag steht morgens der Boston 5k auf dem Programm. Dafür haben wir uns beide angemeldet, Steffi möchte gerne an ihrer 5km Zeit schrauben und für mich soll er als Shake Out Run dienen.

Als wir in der Startaufstellung stehen ist der Plan einfach. Zielzeit sub 25min. Leider ist das nicht ganz so einfach, denn das Läuferfeld ist sehr dicht und auch der Kurs ist nicht der Schnellste, sind doch eine Unterführung und einige leichte Anstiege dabei. Es gelingt uns aber gut und nach etwas über 24min geht es ins Ziel. Dabei gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf den Marathon Zieleinlauf, schließlich geht es auch beim 5k in das originale Ziel auf der Boylsten St.

Im weiteren Verlauf gilt es für mich, die Beine bis zum Montag möglichst viel hochzulegen. Steffi hingegen genießt die Volksfest­stimmung und stürzt sich ins Getümmel. Am Sonntag geht es für sie von einem Morning Run zum nächsten Shake Out Run und weiter zum Community Breakfast Run. Am Ende summiert es sich für sie zu einem netten Longrun.

Am Montag muss ich früh raus, um rechtzeitig bei den Bussen zu sein, die die Läufer nach Hopkinton fahren. Steffi hatte sich als Volunteer beworben, wurde aber nicht genommen. So hat sie noch etwas Zeit und wird sich später der interAir Fantour anschließen. Aufgrund des Streckendesigns wird sie nur einmal am Streckenrand stehen können.

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Für mich geht es also im Schulbus nach Hopkinton. Die Logistik ist beeindruckend. Die Polizei sorgt für freie Fahrt und die Busse fahren alle paar Minuten in großer Kolonne ab. Als wir Hopkinton erreichen stehen immer wieder Anwohner in den Vorgärten, um uns zu begrüßen. Dabei schwingen sie große Fahnen mit Aufschriften wie „Welcome Runners!“

Im Vorstartbereich herrscht entspannte Stimmung. Zum Glück ist das Wetter gut und es sind nicht die vorhergesagten Temperaturen um den Gefrierpunkt. So kann man sich angenehm in der Sonne auf die Wiese setzen und auf den Aufruf seiner Startwelle warten. Beim letzten Mal war das nicht ganz so einladend.
Irgendwann ist es dann soweit und ich mach mich auf den Weg zu meinem Startblock. Kurz vor dem Startschuss gibt es natürlich noch die Nationalhymne und ein Flyover einer Fighterformation.

Dann geht es endlich los. Vom Start weg geht es erstmal ordentlich bergab. Da insbesondere der Beginn sehr wellig und ein stetiges bergauf und bergab ist, habe ich mir keinen Pacingplan im eigentlichen Sinn zurechtgelegt. Vielmehr will ich mal versuchen, meinen Stryd für ein solides Pacing zu nutzen. So richtig gelingt mir das aber nicht. Im Training nutze ich ihn schon seit längerer Zeit nicht mehr und so fehlt definitiv Übung. Also beschließe ich nach Gefühl zu laufen. Letztlich ist mir die Zeit ja auch egal, es geht mir um das Erlebnis.

Die Stimmung an der Strecke ist gut, besonders dort, wo die Zuschauer einfach an die Strecke kommen. Dazwischen ist es auch mal ruhiger.
Ich freue mich schon auf das Wellesley College und den Scream Tunnel. Dieser berühmte Hotspot ist mir noch von vor 6 Jahren in Erinnerung. Und tatsächlich hört man schon mehrere hundert Meter vorher, dass man sich nähert. Es ist der Hammer! Das Gekreische nimmt kein Ende und man kommt gar nicht dazu alle Schilder zu lesen, die in die Höhe gehalten werden. Genau der richtige Kick zur Halbmarathonmarke!
Das war grandios und jetzt freue ich mich auf das Jungs College, der zweite Hotspot, der sich 2019 in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Vielleicht nehme ich diesmal sogar eines der angebotenen Biere an…

Zunächst komme ich aber bei Steffi vorbei. Eine sehr willkommene Abwechslung, denn allmählich wird es mühsam. Ich nutze die Gelegenheit auch, mich meiner Armlinge zu entledigen, es ist mittlerweile echt warm.

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Dann ist auch schon Newton erreicht und ich kämpfe mich die Anstiege zum Heartbreak Hill hoch. Zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass ich die 3 Stunden deutlich verpassen werde. Ich will aber solide weiterlaufen, so dass eine nette Zeit auf der Uhr steht. Ok, ich muss eingestehen, dass mir die Zeit dann wohl doch nicht komplett egal war.

Die Stimmung am Streckenrand wird von Kilometer zu Kilometer besser. Da ist deutlich mehr los als beim letzten Mal, aber das Wetter ist für die Zuschauer auch perfekt.
Irgendwann frage ich mich wann denn endlich das zweite College kommt. Schließlich bin ich schon fast zurück in Boston. Offensichtlich ist es tatsächlich in den Menschenmassen untergegangen und ich habe es nicht wahrgenommen.

Das letzte Stück ist dann purer Genuss. Right on Hereford, left on Boylston!

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Und dann die lange Zielgerade! Nach 3:08:14 geht es über die Ziellinie.

Es war das erhoffte tolle Rennen. Für eine gute Zeit hätte es gerne etwas kühler sein dürfen, aber so waren die Zuschauermassen der Hammer! Und zum Glück frischte der vorhergesagte Ostwind erst später auf.

Im Ziel treffe ich Gerhard und wir machen ein paar Fotos. Dann schlender ich zum Hotel. Dort komme ich sogar noch vor Steffi an, weil sie sich aufwendig von der Strecke mit der Bahn zurück nach Boston kämpfen muss.

Boston hat gehalten was ich mir davon versprochen habe, vielleicht wurde es sogar ein wenig übertroffen!

Und jetzt kommt noch etwas wohl verdienter Urlaub…

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